Parteigeschichte

Mein Kampf ist – anders als sein Titel suggeriert – weit mehr als nur eine autobiografische Schrift. Das Buch versteht sich immer auch als Darstellung der Gründungsphase und Frühgeschichte von DAP und NSDAP. Dabei kommt Hitlers Hang zur Selbststilisierung in den Abschnitten zur Parteigeschichte nicht weniger zum Tragen als in den autobiografischen Teilen seines Buchs. Den inhaltlichen Übergang von der eigenen Lebensbeschreibung zur Parteigeschichte vollzieht Hitler schrittweise in den Kapiteln Beginn meiner politischen Tätigkeit (I/8) und Die »Deutsche Arbeiterpartei« (I/9). Im letzten Kapitel des ersten Bands – Die erste Entwicklungszeit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (I/12) – findet Hitlers Darstellung der Parteigeschichte dann zunächst ihren Abschluss, ehe sie gegen Mitte des zweiten Bands – im Kapitel Der Kampf der ersten Zeit  – Die Bedeutung der Rede (II/6) – wieder fortgesetzt wird.

Hitlers Geschichte der NSDAP ist freilich alles andere als eine sachliche, wirklichkeitsgetreue Darstellung. Obwohl sie zweifellos einige aufschlussreiche Details enthält, ist sie untrennbar mit der permanenten Propagierung weltanschaulicher Inhalte verwoben. Vielfach dient Hitler die Erwähnung eines parteigeschichtlichen Ereignisses lediglich als Stichwort und Ausgangspunkt für ebenso weitreichende wie weitschweifige politisch-ideologische Ausführungen. Dabei folgt Hitler ganz ähnlichen Prinzipien und Zielen wie in den autobiografisch orientierten Kapiteln seiner Schrift: Von wenigen Ausnahmen abgesehen bleibt er – offensichtlich mit Bedacht – überaus vage; wirklich detaillierte Angaben finden sich nur selten. Dies eröffnet ihm den notwendigen Interpretationsspielraum, um sich selbst immer wieder als Anfangs- und Endpunkt wie auch als das eigentliche Gravitationszentrum der NSDAP zu präsentieren. Dieser selbstgefällige wie überhebliche Subtext durchzieht sämtliche parteigeschichtlichen Ausführungen in Mein Kampf.

Schon mit seinen ersten Bemerkungen über die Entwicklung der DAP wird Hitlers Intention erkennbar: In den Kapiteln I/8 und I/9 geht seine Biografie nicht nur völlig in der Parteigeschichte auf (der Privatmann Hitler spielt spätestens ab hier in Mein Kampf keine Rolle mehr), vielmehr lässt Hitler die DAP erst mit seinem Beitritt wirklich zum Leben erwachen. Davor erscheint sie in seiner Darstellung als eine skurrile Kleingruppe von »lächerliche[r] Spießerhaftigkeit«213 – als eine Art politisierender Dämmerschoppen, den allein er gegen alle Widerstände zu einer dynamischen, in der Öffentlichkeit wahrgenommenen »Bewegung« geformt habe. Dieses Schema wiederholt sich im zweiten Band, wenn Hitler den Weg der NSDAP zur einflussreichen politischen Kraft nachzeichnet.

Punktuell umfasst Mein Kampf zwar auch einige wenige detailver­liebte Schilderungen zur Parteigeschichte – die erste Großkundgebung am 24. Februar 1920 im Münchner Hofbräuhaus am Ende des Kapitels Die erste Entwicklungszeit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (I/12)214, die erste Massenkundgebung im Zirkus Krone am 3. Februar 1921 im Kapitel Das Ringen mit der roten Front (II/7)215 und schließlich die Ok­kupation des »Deutschen Tags« in Coburg durch NSDAP und SA am 14. /15. Oktober 1922 im Kapitel Grundgedanken über Sinn und Organisation der S.A. (II/9)216 sind Beispiele dafür. Die Auswahl dieser ausführlich beschriebenen Ereignisse bleibt jedoch willkürlich. Alles Übrige: Der komplexe Hintergrund der politischen Netzwerke, der finanziellen und gesellschaftlichen Förderer Hitlers und der NSDAP wie überhaupt das gesam­te Münchner Umfeld in den dramatischen Jahren nach Ende des Ersten Weltkriegs bleibt in Mein Kampf weitestgehend ausgeblendet. Namen werden kaum genannt  – Wilhelm Frick, Ernst Pöhner, Dietrich Eckart und Gottfried Feder gehören zu den wenigen Ausnahmen. Viele Ereignisse und Entwicklungen, die sich nicht in das intendierte Narrativ einfü­gen lassen, verschweigt Hitler ganz oder degradiert sie zu Nebensächlichkeiten. Ein besonders frappierendes Beispiel ist hier die Parteikrise von 1921, die sich über Monate hinzog, die NSDAP an den Rand des Zerfalls brachte und im Juli 1921 in Hitlers vorübergehendem Parteiaustritt kul­minierte, ehe ihm allein schließlich die Führung der NSDAP übertragen wurde. 217 Für diese Zäsur findet Hitler im Kapitel Propaganda und Organisation (II/11) lediglich einen einzigen, dürren Satz: »Der Versuch einer Gruppe völkischer Phantasten unter fördernder Unterstützung des damaligen Vorsitzenden der Partei, sich die Leitung derselben zu verschaffen, führte zum Zusammenbruch dieser kleinen Intrige und übergab mir in einer Generalmitgliederversammlung einstimmig die gesamte Leitung der Bewegung.«218

Hintergründe und Verlauf der Ereignisse bleiben in dieser Schilderung völlig im Dunkeln. Hitler nimmt sie vielmehr zum Anlass für weitere Ausführungen über seine Vorstellungen von Struktur und Aufbau der Partei, obwohl er dies bereits im Schlusskapitel des ersten Bands ausführlich getan hat. Kaum verhohlen verbindet er hierbei den Rückblick auf die Frühzeit der Partei mit seinen künftigen Erwartungen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der NSDAP verschwimmen so zu einem kaum entwirrbaren Geflecht. Entscheidend dabei ist: Hitler selbst bleibt stets im Mittelpunkt, er ist Zentrum und Führer der Partei; er allein bleibt souverän über den Dingen, sieht alle wesentlichen Entwicklungen voraus und trifft demzu­folge auch allein alle maßgeblichen Entscheidungen. Entsprechend blass bleiben in Hitlers Darstellung die übrigen Akteure der frühen DAP bzw. NSDAP. Wenn überhaupt, so treten sie lediglich als Nebenfiguren auf – entweder als Störer (Anton Drexler und Karl Harrer) oder aber als bloße Zuarbeiter und Helfershelfer (Hermann Esser, Josef Fueß, Otto Gahr, Rudolf Heß, Emil Maurice und Rudolf Schüßler). Andere einflussreiche Protagonisten der frühen NSDAP finden wiederum lediglich als »Märtyrer« des Putschs von 1923 Erwähnung oder werden von Hitler ganz verschwiegen, so etwa Oskar Körner, Ernst Röhm, Max Erwin von Scheubner-Richter, Gregor Straßer und Ferdinand Wiegand.

Stattdessen vermengt Hitler seine Darstellung der NSDAP-Geschichte immer wieder mit der Erörterung von Grundsatzfragen, etwa den Föde­ralismus, die Gewerkschaftsfrage oder das weite Feld der Außenpolitik. Dabei verkündet Hitler gewissermaßen »ex cathedra« seine Positionen, die er in den Jahren 1925/26 erst mühsam innerhalb der NSDAP durchsetzen musste. Gleichzeitig distanziert er sich von der politischen Konkurrenz im völkischen Lager, namentlich von den Völkischen in Norddeutschland um Ernst Graf zu Reventlow und Albrecht von Graefe. 219 Doch so aggressiv Hitlers Angriffe auf die »deutschvölkische[n] Wanderscholaren«220 in Mein Kampf auch sind, so wenig ist er bereit, ihnen wirklich Raum in seinem Buch zu geben: Weder erwähnt er ihre Namen, noch beschäftigt er sich näher mit den konkreten Ansichten seiner Kontrahenten. Sie bleiben bloße Stichwortgeber und Projektionsflächen für Hitlers eigene politische Vorstellungen sowie für deren strategische Umsetzung. Auch die Auseinandersetzungen mit den Völkischen dient Hitler letztlich in erster Linie als Anknüpfungspunkt für seine Ansichten über eine »Führerpartei«.

Konsequent ausgeblendet bleibt in Mein Kampf auch der gewaltsa­me Konflikt, den Hitler und die NSDAP mit einem Konkurrenten im rechten Lager ausgetragen hat: 1920/21 erwies sich der föderalistische Bayernbund unter Otto Ballerstedt den Attacken der NSDAP durchaus gewach­sen, mehr noch: Die Sprengung einer Veranstaltung des Bayernbunds im Münchner Löwenbräukeller durch die Nationalsozialisten im September 1921 brachte Hitler im Juni/Juli 1922 erstmals für einen Monat ins Gefängnis. 221 Doch findet sich über diese Ereignisse nichts in Mein Kampf. Zwar erwähnt Hitler in einem Satz des Kapitels Der Föderalismus als Maske (II/10) eine Konfrontation in einer preußenfeindlich orientierten, politischen Versammlung, nennt jedoch weder Namen noch einen konkreten Orts- oder Zeitbezug noch jegliche weitere Hintergrundinformationen; vielmehr stellt er sich und seine Gefolgsleute in bewusster Umkehr der Tatsachen als Opfer und Angegriffene dar, die sich dem separatistischen »Wahnsinn zur Wehr«222 gesetzt hätten. Und lediglich als eine Anspielung für Eingeweihte lässt es sich verstehen, dass Hitler im Kapitel Das Ringen mit der roten Front (II/7) en passant die Bemerkung einstreut, dass bürgerliche Versammlungsleiter bei der Konfrontation mit politischen Gegnern häufig »mit zerbeulten Köpfen die Treppen hinunter[ge]flogen«223 seien – der schwer kriegsversehrte Ballerstedt war bei der Versammlung im Löwenbräukeller von jungen Nationalsozialisten so brutal vom Podium heruntergestoßen worden, dass er sich »eine stark blutende Kopfwunde« zuzog, wie die Münchner Neusten Nachrichten am 15. September 1921 berichteten. 224 Doch zielte diese Anspielung auf die eigenen Reihen; für das Gros der zeitgenössischen Leser dürfte sie aus einigen Jahren Distanz zu den Ereignissen nicht zu entschlüsseln gewesen sein, zumal außerhalb Münchens. Vor allem aber verschwieg Hitler in Mein Kampf die strafrechtlichen Konsequen­zen der von ihm angezettelten Saalschlacht. Für Niederlagen war auch in seiner Parteigeschichte kein Platz.

Ebenso einseitig ist Hitlers Schilderung über die Entwicklung der SA von einem bescheidenen Ordnerdienst zu einer straff organisierten, schlagkräftigen und rücksichtslosen Kampforganisation. Auch hier entsteht der Eindruck einer einzigen Aneinanderreihung triumphaler Erfolge. Der Gegner ist dabei ausnahmslos der »Marxismus« – ein Begriff, unter dem Hitler in seiner Schrift undifferenziert die unterschiedlichsten Gruppen subsumiert, von den demokratischen, liberalen Parteien über die Gewerkschaften bis hin zur KPD. 225 Bezeichnenderweise sind es nur die »Siege«, bei denen Hitlers Schilderung ins Detail geht: sei es die Saalschlacht am 4. November 1921 im Kapitel Das Ringen mit der roten Front (II/7), die zum Gründungsmythos der SA wurde, sei es der »Tag von Koburg« im Oktober 1922, dem er im Kapitel Grundgedanken über Sinn und Organisation der S.A. (II/9) mehrere Seiten widmet. Damit wird eine weitere wesentliche Kom­ponente von Hitlers Politikverständnis deutlich: der handfeste Kampf um die Straße als unabdingbare Voraussetzung für den politischen Erfolg. An die Stelle der intellektuellen tritt die körperliche Auseinandersetzung, allerdings auch hier nur als siegreicher Kampf.

Konsequenterweise fehlt in Mein Kampf denn auch gerade das, was Hitler im Vorfeld der Veröffentlichung immer großspurig angekündigt hatte, ja was ursprünglich der Anlass für diese Schrift hätte sein sollen: eine Abrechnung mit jenen »Gegnern«, denen er die Schuld am Scheitern seines Putschs vom November 1923 gab. Von diesen Ereignissen ist in Mein Kampf so gut wie nie die Rede. Stattdessen belässt es Hitler am Ende des zweiten Bands mit einer denkbar vagen Erklärung: Er wolle »an dieser Stelle nicht eine Schilderung jener Ereignisse folgen lassen, die zum 8. November 1923 führten und die ihn beschlossen«; er wolle es deshalb nicht, da er sich »für die Zukunft nichts Nützliches davon verspreche, und weil es vor allem zwecklos ist, Wunden aufzureißen, die heute kaum vernarbt erscheinen«. 226 Die Wirklichkeit sah indes auch hier anders aus: Hitler, der am 20. Dezember 1924 lediglich auf Bewährung aus der Haft entlassen worden war, verzichtete schon deshalb auf die angekündigte »Abrechnung«, da er den Behörden keinen Anlass geben wollte, ihre Politik gegen ihn und die NSDAP weiter zu verschärfen.

Dreh- und Angelpunkt der von Hitler geschilderten Parteigeschichte bleibt also der »siegreiche Kampf« – taktisch geführt innerhalb der Partei, agitatorisch geführt mit den Konkurrenten im völkischen Lager, brachial geführt mit den politischen Gegnern in Versammlungen oder auf der Straße. Rückschläge und Kompromisse haben in Hitlers egomanischer Erzähl­haltung keinen Platz, entscheidet doch nach seiner eigenen Überzeugung allein der Sieg über die Richtigkeit einer Entscheidung. 227 Der vermeintliche Erfolg als Maßgabe des eigenen Handelns und als stete Begründung von Hitlers diktatorischem Führungsanspruch: Aus diesem Narrativ, das Hitlers Schilderung der eigenen Lebens- und der Parteigeschichte verbindet, leitet Hitler den Anspruch ab, in seiner Biografie und in seinem Handeln gleichsam den Idealtypus eines Nationalsozialisten zu verkörpern, der aus eigener Kraft und Erkenntnis nicht nur die nationalsozialistische Ideologie geschaffen habe, sondern auch deren Trägerin und Vollzugsorgan, die NSDAP.

Mein Kampf sollte indes nicht nur als Rückblick auf die Geschichte der DAP und NSDAP dienen, Hitler wollte in seinem Buch zudem eine Art Idealentwurf einer »Führerpartei« präsentieren. Diese musste nach seiner Vorstellung als eine konsequente wie komplementäre Ergänzung zu einer Ausnahmeerscheinung wie ihn angelegt sein. Da Hitler seine Partei offen als »antiparlamentarisch«228 definierte, wollte er auch für ihre Binnenstruktur keine demokratischen Gremien und Entscheidungsprozesse. Hitler allein war als erster Vorsitzender der NSDAP »verantwortlich für die gesamte Leitung der Bewegung«229; er allein sollte »bei höchster unumschränkter Autorität […] auch die letzte und schwerste Verantwortung« tragen. Dass auch bei allen anderen Ortsgruppen im Reich Hitlers Autorität »als unbedingt anerkannt«230 werden müsse, war die logische Konsequenz eines solch unbedingten Führungsanspruchs – auch wenn dieser zunächst an der Wirklichkeit innerhalb der NSDAP vorbeiging. 231 Zu jenem Führungsanspruch zählte auch das Recht, notfalls »mit eiserner Faust die Bewegung herumzureißen, um sie vor dem Verderben […] zu bewahren«. 232 Hitlers Respekt vor den Angehörigen seiner »Bewegung« war ohnehin begrenzt. Bei dieser dürfe es sich, wie im Kapitel Weltanschauung und Organisation (II/5) unverhohlen betont wird, nicht nur um »ein Sammelbecken ›geistreicher‹ Menschen« handeln, man brauche ebenso »den primitiven Soldaten«. 233 Einer »höchsten geistigen Führung«, so stellte sich Hitler die NSDAP vor, müsse »eine breite, mehr gefühlsmäßig eingestellte Masse« dienen. Die Stärke der NSDAP definiere sich durch den »disziplinierten Gehorsam, mit dem ihre Mitglieder der geistigen Führung Gefolgschaft leisten«. 234

Dennoch vermied Hitler den Begriff der Diktatur. 235 Der vage wie unhistorische Begriff der »germanischen Demokratie: Wahl des Führers, aber unbedingte Autorität desselben«236 war mehr als nur eine Konzession an den von ihm so verachteten demokratischen Zeitgeist. Er war auch als ein gewisses Entgegenkommen gegenüber den eigenen »Parteigenossen« gedacht, denen zumindest pro forma ein gewisses Mitspracherecht signalisiert werden sollte – eine Täuschung, die falsche Erwartungen weckte und schon bald aufgegeben werden sollte. Bereits 1930 wurde die entsprechende Stelle anlässlich der Veröffentlichung der ersten »Volksausgabe« von Mein Kampf umgeschrieben und dem unumschränkten Führungsanspruch Hitlers angepasst. 237 Entlarvend war schließlich auch Hitlers Vorstellung von »der inneren Organisation« der NSDAP: es gehe – so der Tenor im Kapitel Die erste Entwicklungszeit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (I/12) – allein darum, zwischen »Führung« und Gefolgschaft nicht den größten, sondern »den kleinsten Vermittlerapparat« zu installieren. Wenn Hitler dann auch noch unter dem Kolumnentitel »Der geniale Gedanke« jede Form der Parteiorganisation als »notwendiges Übel«238 bezeichnete, so war schon hieran abzulesen, wie unumschränkt und ohne jede disziplinierende Regel er über seine »Bewegung« herrschen wollte; das Kompetenzchaos eines Systems, das nach 1933 ganz auf seinen »Führer« ausgerichtet war, ist in solchen Entwürfen bereits angelegt. 239

Da Hitler nach der Erfahrung seines gescheiterten Putschs die politische Macht »legal« erobern wollte240, war »die Gewinnung der breiten Massen«241 die naheliegende Konsequenz seines Strategiewechsels. »Anhänger und Mitglieder« der NSDAP standen für Hitler indes »in einem bestimmten gegenseitigen Verhältnis«. Da er die »Majorität der Menschheit« für »träge und feige«242 hielt, plädierte er für das Prinzip einer Kaderpartei: Ziel sei es, »nur die aktivsten der von der Propaganda gewonnenen Anhänger als Mitglieder« aufzunehmen. »Die größte Gefahr, die einer Bewegung« drohe, sei »ein durch zu schnelle Erfolge abnorm angewachsener Mitgliederstand«. Alle »feigen und egoistisch veranlagten Menschen« würden eine Bewegung meiden, »solange sie bitter zu kämpfen« haben. 243

Ungeachtet dieser Ausführungen sollte der stete wie stolze Hinweis auf das kontinuierliche Wachstum der NSDAP jedoch fester Bestandteil von Hitlers Propaganda bleiben, wie vor allem seine Reden seit dem Ende der 1920er Jahre dokumentieren. Trotz der temporären Mitgliedersperre ab April 1933 entwickelte sich die NSDAP letztlich genau zu jener Massenpartei, die Hitler in Mein Kampf dezidiert ablehnt. 244 Am Beginn dieser Entwicklung aber stand erst einmal die Notwendigkeit für Hitler, sich und seine Partei in ihrem ideologischen Umfeld zu positionieren.