abhängig von der Erhaltung der deutschen Vormachtstellung in Österreich?35 Oder glaubte man wirklich, auch mit einem slawischen Habsburgerreich noch in einem Bündnis leben zu können?

Die Einstellung der offiziellen deutschen Diplomatie sowie aber# 1926: gestrichen: aber auch die der ganzen öffentlichen Meinung zum innerösterreichischen Nationalitätenproblem war schon nicht mehr dumm, nein, sondern# 1930: dumm, nein, sondern ersetzt durch: dumm, sondern einfach irrsinnig.# 1930: Punkt ersetzt durch: Ausrufezeichen Man baute auf ein Bündnis, stellte die Zukunft und Sicherheit eines 70-Millionen-Volkes# 1939: 70-Millionen-Volkes ersetzt durch: Siebzig-Millionen-Volkes 36 darauf ein – und sah zu, wie die einzige Grundlage für diesen Bund beim Partner von Jahr zu Jahr planmäßig und unbeirrt sicher zerstört wurde. Eines Tages mußte dann ein »Vertrag« mit der Wiener Diplomatie übrigbleiben, die Bundeshilfe eines Reiches aber verloren sein.

Bei Italien war dies ohnehin von Anfang an der Fall.

Hätte man in Deutschland nur etwas klarer Geschichte studiert und Völkerpsychologie getrieben, dann hätte man wohl keine Stunde glauben können, daß jemals Quirinal37 und Wiener Hofburg in einer gemeinsamen Kampffront stehen würden. Italien wäre ja eher zu einem Vulkan geworden, ehe eine Regierung es hätte wagen dürfen, dem so fanatisch verhaßten Habsburgerstaat aber auch nur einen einzigen Italiener auf das Schlachtfeld zu stellen, außer als Feind.38 Ich habe die leidenschaftliche Verachtung sowie den bodenlosen Haß in Wien öfter als einmal aufbrennen gesehen# 1926: gestrichen: in Wien öfter als einmal aufbrennen gesehen , mit dem der Italiener dem österreichischen Staate »zugetan« war# 1926: eingefügt: , öfter als einmal in Wien aufbrennen sehen . Was das Haus Habsburg an der italienischen Freiheit und Unabhängigkeit im Laufe der Jahrhunderte gesündigt hatte, war zu groß, als daß man dies hätte vergessen können, auch wenn der Wille dazu vorhanden gewesen wäre.39 Er war aber gar nicht vorhanden; weder im Volke noch bei der italienischen Regierung. Für Italien gab es deshalb auch nur zwei Möglichkeiten im Zusammenleben mit Österreich: entweder Bündnis oder Krieg.

Indem man das erstere wählte, vermochte man sich in Ruhe zum zweiten vorzubereiten.40

Besonders seitdem das Verhältnis Österreichs zu Rußland immer mehr einer kriegerischen Auseinandersetzung entgegentrieb41, war die deutsche Bündnispolitik ebenso sinnlos wie gefährlich.