Falsche Kontinentalpolitik vor dem Kriege <span class="pagenumber">[267]</span>

29 Der Konflikt zwischen Griechenland und Persien begann um die Mitte des 6. vorchristlichen Jahrhunderts mit der Eingliederung der ionischen, in Kleinasien gelegenen Küstenstädte in das Persische Reich. Die Revolte der Städte (»Ionischer Aufstand«) in den Jahren 500 – 494 v. Chr. und die persischen Angriffe auf das übrige Griechenland (490 – 479 v. Chr.) durch die Großkönige Dareios I. und Xerxes I. bildeten die Höhepunkte des Konflikts, für den sich die Bezeichnung »Perserkriege« eingebürgert hat. Die Auseinandersetzung endete erst mit der Eroberung Persiens durch ein griechisch-makedonisches Heer unter Alexander dem Großen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr.

Vgl. Wiesehöfer, Persien, S. 30 f., 33 f.; Will, Perserkriege, S. 7, 74 – 78; Fischer, Perserkriege, S. 7 f., 149 – 162; Kap. I/3, Anm. 97, 241.

31 Obwohl Rom alle drei Punischen Kriege (264 – 241, 218 – 201, 149 – 146 v. Chr.) gewann und der dritte Krieg mit der vollständigen Zerstörung Karthagos endete, musste Rom in dieser Zeit immer wieder empfindliche Niederlagen hinnehmen. Vor allem der Zweite Punische Krieg ruinierte Rom. Nach der vernichtenden Niederlage bei Cannae (216 v. Chr.) schien Rom verloren. Doch blieb die Strategie des karthagischen Feldherrn Hannibal, dem es weniger um Roms Vernichtung ging als um die Zerstörung des römischen Imperiums, am Ende erfolglos. Die Schlacht von Zama (202 v. Chr.) beendete Karthagos Position als Großmacht, die römische Eroberung Karthagos (146 v. Chr.) schließlich die Existenz des punischen Stadtstaats. Damit war der gefährlichste externe Gegner der römischen Republik ausgeschaltet und die römische Hegemonie über den westlichen Mittelmeerraum für Jahrhunderte gesichert.

Vgl. Huß, Geschichte, bes.S. 57 – 74, 216 – 457; Christ, Hannibal; Zimmermann, Rom; Kap. II/15, Anm. 2. Zur Antikenrezeption Hitlers vgl. Kap. II/2, Anm. 138, 139.

32 Schon am 13. 8. 1920 verkündete Hitler auf einer Münchner NSDAP-Versammlung: »Wir wissen, daß die Kunst in Griechenland ihre höchste Stufe erreichte, als der junge Staat siegreich über die persischen Heere triumphierte. Da begann er mit dem Bau der Akropolis. Rom wurde erst nach Beendigung der punischen Kriege zur Kunststadt, und Deutschland baute erst, als das deutsche Kaisertum unter den Saliern die herrlichsten Erfolge errang, seine gewaltigen Dombauten in Worms, Speyer, Limburg an der Lahn usw.« Originell war Hitlers Glaube an einen Zusammenhang zwischen siegreichem Krieg und kultureller Blüte freilich nicht. Im Kern lässt sich dieser bis auf den griechischen Philosophen Heraklit zurückverfolgen, dem der Krieg als »aller Dinge Vater« und »aller Dinge König« galt. Im Vorfeld des Ersten Weltkriegs wurde dieses Denken in Europa vielfach aufgegriffen und sozialdarwinistisch aufgeladen. So sah Friedrich von Bernhardi in seiner viel beachteten Schrift Deutschland und der nächste Krieg (1912) den Krieg, »im Gegensatz zum Frieden«, als »größte[n] Machterweiterer« sowie »Lebenserwecker« in der »Geschichte der Menschheit« an. Der Krieg rufe »die edelste Betätigung der menschlichen Natur in Erscheinung«.

Vgl. Bernhardi, Deutschland, Zitat S. 21; Diels, Fragmente, Bd. 1, Zitat S. 162; Jäckel/ Kuhn (Hrsg.), Hitler, Dok. 136, Zitat S. 187.

34 Der als »Soldatenkönig« bekannt gewordene Friedrich Wilhelm I. verdoppelte während seiner Regierungszeit ab 1713 mit großem Aufwand das preußische Heer und machte es mit 80.000 Mann zur viertgrößten Armee in Europa. Im Gegensatz zu seinem Sohn Friedrich dem Großen, der Preußen zwischen 1740 und 1763 in den drei Schlesischen Kriegen gegen die Habsburgermonarchie als europäische Großmacht etablierte, setzte Friedrich Wilhelm I. sein Heer jedoch nie ein. Hitlers Behauptung, beide preußischen Könige hätten mit dem Heer weitgehend identische Ziele verfolgt, liegt zwar angesichts der expansiven Außenpolitik Brandenburg-Preußens im Zeitraum 1640 – 1797 nahe, verkennt aber die unterschiedlichen Motive der beiden Herrscherpersönlichkeiten. Zudem blendet Hitler die bevölkerungspolitischen, administrativen und ökonomischen Maßnahmen gänzlich aus, die Friedrich Wilhelm I. komplementär zum Ausbau des Heeres einleitete.

Vgl. Büsch, Militärsystem, S. 1 – 3, 14, 31, 83; Kathe, Soldatenkönig, S. 42 – 45, 62; Venohr, Friedrich, S. 128 – 163, bes.S. 146; Clark, Preußen, S. 123 – 129; Angelow, Armee, S. 186 f., 192 f.; Baumgart, Friedrich, S. 3, 9 – 11, 20 – 22; Kap. II/14, Anm. 34.

keit derselben, mithin ist diese die Voraussetzung für das Vorhandensein oder besser Entstehen der ersteren. Daher kann kein Opfer für die Sicherung der politischen Unabhängigkeit und#1929: gestrichen: Unabhängigkeit und Freiheit zu groß sein. Was den allgemeinen kulturellen Belangen durch eine übermäßige militärische#1929: gestrichen: militärische Förderung der#1929: eingefügt: militärischen Machtmittel des Staates entzogen wird, wird später auf das reichlichste wieder hereingebracht werden#1929: eingefügt: können. Ja, man darf sagen, daß nach einer solchen komprimierten Anstrengung nur in der Richtung der Erhaltung der staatlichen Unabhängigkeit mit allen Mitteln#1929: gestrichen: mit allen Mitteln eine gewisse Entspannung oder ein Ausgleich zu erfolgen pflegt durch ein oft geradezu überraschendes Aufblühen der bisher vernachlässigten kulturellen Kräfte eines Volkstums. Aus der Not der Perserkriege29 erwuchs die Blüte des perikleischen Zeitalters30, und über den Sorgen der Punischen Kriege31 begann das römische Staatswesen sich dem Dienste einer höheren Kultur32 zu widmen.

Allerdings kann man eine solche restlose Unterordnung aller sonstigen Belange eines Volkstums unter die einzige Aufgabe der Vorbereitung eines ins Auge gefaßten#1929: ins Auge gefaßten ersetzt durch: kommenden Waffenganges zur späteren Sicherung des Staates nicht der Entschlußkraft einer Majorität von parlamentarischen Dummköpfen oder Taugenichtsen anvertrauen.33 Das vermochte der Vater eines Friedrich des Großen zu tun#1929: Das vermochte der Vater eines Friedrich des Großen zu tun ersetzt durch: Den Waffengang unter Hintanstellung alles Sonstigen vorbereiten, vermochte der Vater eines Friedrich des Großen;
1933: vorbereiten ersetzt durch: vorzubereiten;
1937: Friedrich des Großen ersetzt durch: Friedrichs des Großen;
1939: Friedrichs des Großen wieder ersetzt durch: Friedrich des Großen;
1944: Sonstigen ersetzt durch: sonstigen 34, aber die Väter unseres demokratischen Parlamentsunsinnes#1930: Parlamentsunsinnes ersetzt durch: Parlamentsunsinns;
1937: Parlamentunsinns;
1939: Parlamentsunsinns;
1944: Parlamentarismus jüdischer Prägung35 können#1929: können ersetzt durch: vermögen es nicht.

Schon aus diesem Grunde konnte also#1929: eingefügt: in der Vorkriegszeit die waffenmäßige Vorbereitung der Vorkriegszeit#1929: gestrichen: der Vorkriegszeit für eine Erwerbung von Grund und Boden in Europa nur eine mäßige sein, so daß der Unterstützung durch zweckmäßige Bundesgenossen nur schwer zu entraten war.

Da man aber überhaupt von einer planmäßigen Vorbereitung des Krieges nichts wissen wollte, verzichtete man auf Grunderwerb in Europa und opferte, indem man sich statt dessen der Kolonial- und Handelspolitik zuwandte, das sonst mögliche Bündnis mit England, ohne aber nun logischerweise sich auf Rußland zu stützen, und stolperte endlich, von allen, außer dem habsburgischen Erbübel36 verlassen, in den Weltkrieg hinein.

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