10. Kapitel
Der Föderalismus als Maske

Die Ursprünge dieses Kapitels reichen weit zurück. Seine beiden Themen: Innen- und Außenpolitik der Weimarer Republik, werden bereits in einem Flugblatt vom Juni 1924 genannt, das für das entstehende Buch werben sollte.1 Auch sprach Hitler schon am 26. Februar 1924 vor Gericht vom Föderalismus, der lediglich als »Maske« diene.2 Darüber hinaus findet sich in diesem Kapitel eine der wenigen Erwähnungen des Dawes-Abkommens, das am 16. August 1924 abgeschlossen wurde.3

All dies spricht dafür, dass dieses Kapitel in wesentlichen Teilen im Zuge der Arbeiten für den ersten Band entstanden ist, bei der Aufspaltung des Buchs in zwei Teile im Frühjahr 1925 allerdings zurückgestellt und in der späteren Endfassung um einige grundsätzliche Überlegungen erweitert wurde. Dafür sprechen auch die für den zweiten Band ungewöhnlichen Ausführungen zur Parteigeschichte der Jahre 1918 und 1919 sowie Hitlers entschiedene Ablehnung konfessioneller Auseinandersetzungen in der völkischen Bewegung. Letztere hatten seit dem Prozess 1924 immer mehr zugenommen und überlagerten schließlich die Konflikte um die Vorherrschaft im völkischen Lager. Vor allem Erich Ludendorff und völkische Autoren aus Norddeutschland beschuldigten Hitler und die Münchner Zentrale der NSDAP zunehmend der »Romhörigkeit«.4 Entsprechend heftig hatte Hitler darauf schon im ersten Band in seinen Passagen über die »Los-von-Rom-Bewegung« reagiert.5 Die dort enthaltenen Gedanken werden im vorliegenden Kapitel erneut aufgegriffen und weiter ausgeführt. Ein weiterer Anhaltspunkt zur Bestimmung des Zeitraums, in dem dieses Kapitel abgefasst wurde, ist schließlich Hitlers indirekter Verweis auf die Fürstenent­eignung6 – ein Thema, das die deutsche Gesellschaft in der Zeit von Herbst 1925 bis Sommer 1926 intensiv beschäftigte.