Bastardierte Völker <span class="pagenumber">[347]</span>

241 Hitler ging wie viele völkische Autoren davon aus, dass es ursprünglich eine »reine« germanische, »nordische« bzw. »arische Urrasse« gegeben habe. Am 25. 1. 1939 erklärte er in einer Geheimrede vor den höheren Befehlshabern der Wehrmacht, wahrscheinlich hätten die verschiedenen germanischen Stämme der Antike einer gemeinsamen »Grundrasse« angehört. Unter »Bastardierung«, die von allen Völkischen beklagt wurde, verstanden Verehrer der »arischen Rasse« keineswegs jegliche Form der »Rassenmischung«. Houston Stewart Chamberlain behauptete in Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts, »dem Entstehen ausserordentlicher Rassen geht ausnahmslos eine Blutmischung voraus«. Allerdings dürfe der Unterschied der Rassen nicht unüberbrückbar sein, sonst entstünden Bastardierungen – eine These, die bereits Julius Langbehn in Rembrandt als Erzieher (1890) aufgestellt hatte. Bastardierungen, so Chamberlain, seien ein »blutschänderisches Verbrechen gegen die Natur«, auf das nur »ein elendes oder ein tragisches Schicksal« folgen könne. Selbst »gute« Vermischung dürfe zeitlich nur eng begrenzt sein, denn fortdauernde Blutmischung wirke schädlich und führe zur »Entartung«. »Rasse« sei »ein organisches lebendiges Wesen«, das sich ständig verändere: »[S]ie veredelt sich, oder sie entartet, sie entwickelt sich nach dieser oder jener Richtung und lässt andere Anlagen verkümmern.« Edle Rassen könnten deshalb »jeden Augenblick von Neuem entstehen«. Ähnlich konstatierte Hans F. K. Günther in seiner Rassenkunde des deutschen Volkes: »Überall wo sich Rassen gemischt haben, entstehen durch sogenannte Entmischungen auch wieder reinrassige Menschen.« Günther forderte dann auch eine bewusste »Erzielung nordischer Rassenreinheit« und eine »Wiedervernordung« des deutschen Volkes.

Gegen die Überhöhung der »nordischen Rasse« wandte sich bereits 1918 der Arzt Wilhelm Schallmayer. Dieser hielt es – wiewohl selbst ein früher Verfechter der Eugenik – zum einen für »unbewiesen und unbeweisbar und auch nichts weniger als wahrscheinlich, daß die ›nordische Rasse‹ höhere Kulturbegabung besaß als die anderen Rassen, die in der deutschen Mischung stecken, oder gar, daß sie allein kulturschöpferisch begabt war«; zum anderen wies er die Behauptung, es habe ursprünglich »reine Rassen« gegeben, als »biologisch unmögliche[n] Gedanke[n]« zurück. »Denn in einer wirklich reinen Rasse«, so Schallmayer, »könnte es gar keine Erbvariation geben, deren Schaffung und Vermehrung der Sinn der geschlechtlichen Fortpflanzung ist.« Deshalb »gab und gibt es schlechterdings keine ›reine‹ menschliche Rasse, und kann es nie eine geben«.

Vgl. Langbehn, Rembrandt, S. 236 f.; Chamberlain, Grundlagen, Bd. 1, Zitate S. 328, 348, 366, 441 (Herv. i. Orig.); Schallmayer, Vererbung (1918), Zitate S. 378, 382, 384; Günther, Rassenkunde (1923), S. 209 f., Zitat S. 210; Jacobsen/ Jochmann (Hrsg.), Dokumente, Bd. 2, Dok. 25. 1. 1939, hier S. 3; Müller, Armee, S. 360 – 365; Essner, Gesetze, S. 43; Kap. I/10, Anm. 144; Anm. 24 in diesem Kapitel.

244 Diese Passage erinnert an die Ausführungen Hans F. K. Günthers im Schlusskapitel seines Buchs Ritter, Tod und Teufel: »Das ist eben das Erstmalige unserer Lage, daß wir den Wert reiner Rasse erkannt haben und vor allem, daß wir wissen, welche Großtaten wir der nordischen Rasse zu danken haben und daß wir darum ihr Wesenserbe erwerben müssen, um es zu besitzen. Diese Erkenntnis muß, wenn schöpferische Zeiten wieder kommen sollen, der neue, gewisse Geist der künftigen Geschlechter werden.« Aufgrund der »tausendfältigen Rassenmischung« gebe es zur Zeit keine »Rassenreinheit«, aber das könne sich ändern: »Wenn es einen Richtsatz für die deutsche Zukunft gibt, so ist es der: Reine heldische Rasse ist uns nicht gegeben, wohl aber aufgegeben.« Bemerkenswert ist, dass Günthers Ritter, Tod und Teufel von der NSDAP beworben und auch im Dritten Reich neu aufgelegt wurde, obwohl es zahlreiche positive Bemerkungen über den britischen Staatsmann jüdischer Abstammung Benjamin Disraeli und über die »vorbildliche Rassentreue« der Juden enthielt. Allerdings wurden in den Neuauflagen ab 1924 nach und nach einige der judenfreundlichen Passagen getilgt.

Vgl. Günther, Ritter (1920), S. 136 – 139, Zitate S. 156 f. (Herv. i. Orig.); Günther, Ritter (²1924), S. 139 – 141; Günther, Ritter (³1928), S. 133 – 135; Günther, Ritter (⁴1935), S. 167 – 170. 

lagen vorbereitete, indem sie seit vielen Jahrzehnten planmäßig unserem Volke die politischen und moralischen Instinkte und Kräfte raubte, die allein Völker auf dieser Erde# 1930: gestrichen: auf dieser Erde zum Dasein befähigen und damit auch berechtigen.240

Indem das alte Reich an der Frage der Erhaltung der rassischen Grundlagen unseres Volkstums achtlos vorüberging, mißachtete es auch das alleinige Recht, das auf dieser Welt Leben gibt. Völker, die sich bastardieren oder bastardieren lassen, sündigen gegen den Willen der ewigen Vorsehung, und ihr Untergang# 1930: gestrichen: Untergang durch einen Stärkeren# 1930: eingefügt: herbeigeführter Untergang ist dann nicht ein Unrecht, das ihnen zugefügt wird, sondern nur die Wiederherstellung des Rechtes.241 Wenn ein Volk die ihm von der Natur gegebenen und in seinem Blute wurzelnden Eigenschaften seines Wesens nicht mehr achten will, hat es kein Recht mehr zur Klage über den Verlust seines irdischen Daseins.242

Alles ist auf dieser Erde# 1930: Alles ist auf dieser Erde ersetzt durch: Alles auf der Erde ist zu bessern. Jede Niederlage kann zum Vater eines späteren Sieges werden.243 Jeder verlorene Krieg zur Ursache einer späteren Erhebung, jede Not zur Befruchtung menschlicher Energie, und aus jeder Unterdrückung vermögen die Kräfte zu einer neuen seelischen Wiedergeburt zu kommen, solange das Blut rein erhalten bleibt.244

Die verlorene Blutsreinheit allein zerstört das innere Glück für immer, senkt den Menschen herunter# 1930: gestrichen: herunter für ewig# 1930: eingefügt: nieder , und seine# 1930: seine ersetzt durch: die Folgen sind niemals mehr aus dem# 1930: gestrichen: dem Körper und dem Geiste# 1930: dem Geiste ersetzt durch: Geist zu entfernen# 1930: entfernen ersetzt durch: beseitigen .245

Wenn man dieser einzigen Frage gegenüber alle anderen Probleme des Lebens prüft und vergleicht, dann wird man erst ermessen können# 1930: ermessen können ersetzt durch: ersehen;
1937: sehen;
1939: ersehen;
1944: sehen , wie lächerlich klein diese# 1926: diese ersetzt durch: sie sind gegenüber der ersteren# 1930: sind gegenüber der ersteren ersetzt durch: hieran gemessen sind . Wie alle nur in der Zeit liegen, während die Frage der Blutserhaltung eine solche der menschlichen Ewigkeit ist# 1930: Wie alle nur in der Zeit liegen, während die Frage der Blutserhaltung eine solche der menschlichen Ewigkeit ist ersetzt durch: Sie alle sind zeitlich beschränkt – die Frage der Bluts-Reinerhaltung oder -Nichtreinerhaltung aber wird bestehen, so lange es Menschen gibt;
1933: so lange ersetzt durch: solange .246

Alle wirklich bedeutungsvollen Verfallserscheinungen der Vorkriegszeit gehen im letzten Grunde auf rassische Ursachen zurück.247
Mag es sich um Fragen des allgemeinen Rechtes handeln oder um Auswüchse des wirtschaftlichen Lebens, um kulturelle Niedergangserscheinungen oder politische Entartungsvorgänge 248, um Fragen einer verfehlten Schulerziehung oder einer schlechten Beeinflussung der Erwachsenen durch# 1944: eingefügt: die Presse usw., immer und überall ist es im