2. Kapitel
Wiener Lehr- und Leidensjahre

Als die Mutter starb, hatte das Schicksal in einer Hinsicht bereits seine Entscheidung getroffen.

In deren letzten Leidensmonaten war ich nach Wien gefahren, um die Aufnahmeprüfung in die Akademie zu machen. Ausgerüstet mit einem dicken Pack von Zeichnungen, hatte ich mich damals auf den Weg gemacht, überzeugt, die Prüfung spielend leicht bestehen zu können.1 In der Realschule war ich schon in meinen Klassen# 1926: gestrichen: in meinen Klassen weitaus der beste Zeichner# 1926: eingefügt: meiner Klasse gewesen2; seitdem war meine Fähigkeit noch ganz außerordentlich weiter entwickelt# 1937: weiter entwickelt ersetzt durch: weiterentwickelt worden, so daß meine eigene Zufriedenheit mich stolz und glücklich das Beste hoffen ließ.

Eine einzige Trübung trat manchmal ein: mein malerisches Talent schien übertroffen zu werden von meinem zeichnerischen, besonders auf fast allen Gebieten der Architektur. Ebenso aber wuchs auch mein Interesse für die Baukunst an und für sich immer mehr.3 Beschleunigt wurde dies noch, seit ich, noch nicht 16# 1939: 16 ersetzt durch: sechzehn Jahre alt, zum ersten Male zu einem Besuche# 1937: Besuche ersetzt durch: Besuch;
1939: Besuche;
1944: Besuch
auf zwei Wochen nach Wien fahren durfte.4 Ich fuhr hin, um die Gemäldegalerie des Hofmuseums5 zu studieren, hatte aber fast nur Augen für das Museum selber. Ich lief die Tage vom frühen Morgen bis in die späte Nacht von einer Sehenswürdigkeit zur anderen# 1937: anderen ersetzt durch: andern;
1939: anderen
, allein es waren immer nur Bauten, die mich in erster Linie fesselten.6 Stundenlang konnte ich so vor der Oper7 stehen, stundenlang das Parlament8 bewundern; die ganze Ringstraße9 wirkte auf mich wie ein Zauber aus Tausendundeiner Nacht.

Nun also war ich zum zweiten Male in der schönen Stadt und wartete mit brennender Ungeduld, aber auch stolzer Zuversicht auf das Ergebnis meiner Aufnahmeprüfung. Ich war vom Erfolge# 1944: Erfolge ersetzt durch: Erfolg so