Editionsrichtlinien

Textvorlage

Die Regeln dieser Edition sind auch ein Resultat der für eine Edition eher ungewöhnlichen Textvorlage – in diesem Fall der Erstauflage eines gedruckten Buchs, für das kein Originalmanuskript mehr existiert. 462 Die präzise, unveränderte Wiedergabe dieser Textvorlage ist daher eines der Hauptanliegen dieser Edition. Dieses Anliegen kommt auch in der Entscheidung der Herausgeber zum Ausdruck, den ursprünglichen Satzspiegel, die Seitenzählung und die Kolumnentitel der Erstausgabe von Mein Kampf editorisch wiederzugeben. Neben der Originalpaginierung existiert am unteren Seitenrand eine zweite Paginierung, die alle Seiten dieser Edition zählt. [Für die Online-Ausgabe wird diese zweite Paginierung nicht beibehalten.]

Orthografie und Interpunktion der Textvorlage bleiben unverändert. Unverständliche und/oder grammatikalisch falsche Formulierungen Hitlers sind durch [sic!] gekennzeichnet. Fehlende Wörter, Wortteile oder Satz­zeichen werden in eckigen Klammern ergänzt. Diese – wenigen – Ergänzungen sind immer kursiv gesetzt. Sprachliche Eigentümlichkeiten Hitlers sowie Unebenheiten in Wortwahl, Syntax oder Stil bleiben hingegen unangetastet. Da sprachlich missratene Passagen häufig, wenn auch längst nicht immer, in späteren Auflagen verändert wurden, bietet der textkritische Apparat hierzu oft weitere Hinweise. Im Originaltext gesperrte Wörter, Sätze oder auch ganze Textpassagen – ein in Mein Kampf sehr häufig angewandtes typografisches Mittel der Gestaltung – werden in der Edition einheitlich kursiv gesetzt. In seltenen Fällen finden sich in der Textvorlage auch fett gedruckte Einzelbegriffe. 463 Diese außergewöhnliche Formatierung wird in der Edition originalgetreu wiedergegeben.

Anmerkungsapparat

Der Anmerkungsapparat besteht aus zwei Teilen – dem textkritischen Apparat und der Kommentierung. 464 Während sich der textkritische Apparat stets rechts neben der Textvorlage befindet, verteilt sich die Kommentierung im unteren Teil der betreffenden Seite sowie auf der gesamten, gegenüberliegenden, linken Seite; Hitlers Text wird damit gleichsam »eingekreist«. Sollte dieser Platz nicht ausreichen, so wird die Kommentierung auf der folgenden Doppelseite fortgeführt. Um den möglichst engen Zusammenhang zwischen Textvorlage und Kommentierung sicherzustellen, bleiben in diesem Fall die beiden folgenden Seiten allein der Kommentierung der vorhergehenden Seite der Textvorlage vorbehalten. [In der Online-Ausgabe sind die Kommentare auf der linken Bildschirmhälfte angeordnet und über einen Scrollbalken anpassbar. Querverweise, die ein rasches Hin- und Herspringen zwischen den Textteilen ermöglichen, sorgen für eine bessere Orientierung.]

Als Indizes für den Anmerkungsapparat werden bei der Kommentierung hochgestellte arabische Ziffern verwendet, die in den Kommentaren vor Beginn des Texts jeweils halbfett wiederholt [und in der Online-Ausgabe rot hervorgehoben] werden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit beginnt die Zählung der Anmerkungen in jedem Kapitel von Neuem. Die Anmerkungen des textkritischen Apparats sind hingegen nicht nummeriert, sondern im Satz mit # bezeichnet, sodass sie nicht mit der Kommentierung verwechselt werden können. Die Angaben des textkritischen Apparats stehen dabei möglichst auf der Höhe jener Zeile, auf die sie sich beziehen.

Die Kommentierung ist in der heutigen Rechtschreibung verfasst, sie folgt in aller Regel den Empfehlungen der 26., völlig neu bearbeiteten und erweiterten Auflage des Dudens (2013). Wörtliche Zitate in den Anmerkungen werden in ihrer ursprünglichen Schreibweise wiedergegeben und nicht an die aktuelle Rechtschreibung angeglichen. Sie sind stets mit Anführungszeichen kenntlich gemacht. Ihr Nachweis erfolgt jeweils am Ende der entsprechenden Anmerkung mit Kurztitel, dem Hinweis »Zitat« und der entsprechenden Seitenangabe. Etwa: Kershaw, Hitler, Bd. 1, Zitat S. 116.

Dieselbe Regel gilt auch für archivalische Druckschriften. Bei Zitaten aus anderer archivalischer Überlieferung, etwa bei Polizeiprotokollen, sind hingegen nur die Archivsignatur sowie – soweit sinnvoll – eine Beschreibung der jeweiligen Archivalien angegeben. Hervorhebungen in Zitaten werden stets übernommen, durchgehend kursiv gesetzt und in den Kurztiteln mit dem Hinweis: (Herv. i. Orig.) kenntlich gemacht. Auslassungen in Zitaten werden durch drei Punkte in eckigen Klammern: […] angezeigt, Zitate im Zitat durch einfache Anführungszeichen.

Der Text des Anmerkungsapparats ist in Normalschrift gesetzt. Um die zeitgenössische Begrifflichkeit hervorzuheben, erscheint hier Folgendes kursiv: Titel von Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren und Büchern; Namen von Verbänden (etwa Alldeutscher Verband oder Deutschvölkischer Schutz- und Trutzbund ); Titel von sonstigen literarischen oder musikalischen Werken (etwa Lied der Deutschen oder Tannhäuser) sowie von Gesetzen (etwa Gesetz zum Schutze der Republik oder Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums). Dasselbe gilt für Kapitelüberschriften aus Mein Kampf, die im Anmerkungstext genannt sind (etwa Das Ringen mit der roten Front). Namen von Parteien, Institutionen (etwa Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda) und andere Eigennamen werden hingegen in Normalschrift wiedergegeben.

Wird in den Belegen einzelner Anmerkungen auf andere Kapitel von Mein Kampf verwiesen, erfolgt der Verweis mit der Nennung des entsprechenden Bands und Kapitels. Dabei wird die Bandzahl in römischen, die Kapitelzahl in arabischen Ziffern angegeben. Etwa: Vgl. Kap. I/4, Anm. 17. Falls im Text einer Anmerkung auf ein anderes Kapitel Bezug genommen wird, ist bei einer solchen Nennung zusätzlich die Überschrift des entsprechenden Kapitels aufgeführt, ergänzt durch die Zählung in Klammern. Etwa: Grundgedanken über Sinn und Organisation der S.A.(II/9).

Fremdsprachige Titel und Namen, deren Schreibweisen im Original nicht dem lateinischen Alphabet entsprechen, insbesondere kyrillische Wörter, werden im Quellen- und Literaturverzeichnis sowie in den Kurztiteln wissenschaftlich transliteriert. In den Anmerkungen wird bei geografischen Begriffen, Eigennamen und Titeln von Publikationen hingegen die aktuelle Duden-Transkription verwendet. Fehler, die offensichtlich nicht auf Hitler zurückzuführen sind, sondern bei der Insatzgabe des Originalmanuskripts entstanden sein dürften, werden stillschweigend korrigiert. Ein Beispiel eines solchen Fehlers findet sich in der Originalausgabe im Kapitel Allgemeine politische Betrachtungen aus meiner Wiener Zeit und Sonstiges (I/3): »Es wäre aber auch in anderer Hinsicht nur unrecht, die Religion als solche oder selbst die Kirche für die Verfehlungen einzelner ververantwortlich zu machen.«465

Quellen- und Literaturhinweise, Nachweise

Die Quellen- und Literaturhinweise erfolgen in den Anmerkungen ausschließlich in Form von Kurztiteln. Aufgelöst werden diese Kurztitel im Quellen- und Literaturverzeichnis, das sämtliche Veröffentlichungen enthält, die für diese Edition verwendet wurden. Der Kurztitel besteht aus dem Nachnamen des Verfassers oder Herausgebers – und zwar jeweils in Kapitälchen –, ferner aus dem ersten nicht deklinierten Substantiv des Haupt­titels und, wo notwendig, der Band- und Seitenangabe. Etwa: Domarus (Hrsg.), Hitler, Bd. 3, S. 1205. Ist ein gesamter Literaturtitel als Beleg der entsprechenden Anmerkung einschlägig, wird auf eine Seitenangabe verzichtet. Ist ein Autorenname in Kombination mit einem Literaturtitel doppelt vorhanden, so wird zur Unterscheidung das Erscheinungsjahr in Klammern hinzugefügt. Etwa: Hildermeier, Geschichte (1998), S. 131; Hildermeier, Geschichte (2013), S. 219.

Die Herausgeber sind um möglichst präzise Belegstellen bemüht. Deshalb wird bei Seitenangaben für gewöhnlich auf die vage Angabe »ff.« verzichtet und es werden stattdessen die einschlägigen Passagen durch genaue Zahlenangaben identifiziert. Auf das Kürzel »ff.« wird nur dann zurückgegriffen, wenn ein Buch oder ein Aufsatz ab der angegebenen Seite komplett einschlägig ist.

Ist das erste nicht deklinierte Substantiv eines Haupttitels nicht aussagekräftig oder charakteristisch, wird alternativ ein anderes Substantiv des Titels oder des ersten Untertitels für den Kurztitel gewählt. Besteht der Haupttitel aus einem in Anführungszeichen wiedergegebenen Zitat, werden die Anführungszeichen im Kurztitel nicht abgebildet. Wird auf Dokumente in Quelleneditionen verwiesen, die dort nummeriert sind, wird in der Regel nur die Dokumentnummer angegeben, nicht jedoch einzelne Seitenzahlen. Nur wenn aus einem edierten Dokument wörtlich zitiert wird, ist die entsprechende Stelle durch genaue Seitenangaben belegt. Sollen besonders einschlägige Seiten in einem Buch oder in einem Aufsatz hervorgehoben werden, geschieht dies mit dem Kürzel: »bes.«. Wird auf verschiedene Auflagen einer Monografie verwiesen, sind zusätzlich in den Kurztiteln die verwendeten Auflagen mit Jahreszahl und gegebenenfalls hochgestellter Auflagennummer in runden Klammern angegeben. Etwa: Meister, Schuldbuch (3/41919), S. 18.

Wird, wie dies meistens der Fall ist, zum Beleg einer Anmerkung auf mehrere Quellen und/oder Literaturtitel verwiesen, so geschieht dies in fol­gender Reihenfolge:

a)

Archivalien,

b)

zeitgenössische Zeitungsartikel,

c)

Editionen,

d)

zeitgenössische Literatur,

e)

Forschungsliteratur,

f)

Verweise auf Anmerkungen in anderen Kapiteln.

Gedruckte Quellen und Literaturtitel werden in der Reihenfolge ihres Erscheinens aufgeführt. Zeitungstitel werden in der Regel ausgeschrieben; nur der Völkische Beobachter wird aufgrund seiner sehr häufigen Nennung als »VB« abgekürzt. Bei Verweisen auf Zeitungsartikel steht zunächst der Name der Zeitung, gefolgt von der Datumsangabe, gegebenenfalls dem Zusatz Morgenausgabe (MA), Abendausgabe (AA) oder Beilage, sowie schließlich dem Titel des Artikels in Anführungszeichen. Etwa: Münchner Neueste Nachrichten vom 8. 9. 1920 (MA), »Kundgebung für Oberschlesien«.

Zum Problem der nationalsozialistischen Terminologie

In einer Edition wie dieser stellt sich in einem besonderen Maß die Frage, wie mit der nationalsozialistischen Terminologie umgegangen werden soll. Dieses Problem ist nicht neu – erinnert sei nur an das amerikanische Wörterbuch Nazi-Deutsch. A Glossary of Contemporary German Usage von Heinz Paechter (1944), an das britische Gegenstück Cassell’s War and Post-War German Dictionary (1945) von Carl Brinitzer466 sowie an das richtungsweisende Notizbuch eines Philologen von Viktor Klemperer, das 1947 unter dem Haupttitel LTI (Lingua Tertii Imperii) erschien. 467 Darauf aufbauend sind mittlerweile zahlreiche einschlägige Untersuchungen entstanden – zuletzt etwa im DFG-Projekt »›Belastete‹ Vokabeln im öffentlichen Sprachgebrauch nach 1945«468. Zugleich hat sich eine entsprechende Praxis zur Distanzierung von eben diesem Vokabular etabliert. Derzeit ist der Trend einer zunehmend inflationären Verwendung der distanzierenden Anführungszeichen bei nationalsozialistischen Begriffen zu beobachten, sodass die eigentlichen Zentralbegriffe im »Wörterbuch des Unmenschen«469 nicht mehr immer als solche zu erkennen sind. Daher werden in dieser Edition Anführungszeichen für nationalsozialistische Begriffe nur dann verwendet, wenn mit diesen Begriffen eine dezidiert propagandistische Aussage verbunden war, insbesondere in diffamierender oder verschleiernder Absicht, etwa bei Termini wie »Röhm-Putsch« oder »Judenfrage«.

Verzeichnisse, Anhänge und Register

Der Edition sind folgende Anhänge, Verzeichnisse und Register beigefügt:

  1. Danksagung

  2. Abbildungen und Karten

  3. Liste aller bekannten Übersetzungen von Mein Kampf bis 1945

  4. Abkürzungsverzeichnis

  5. Gesamtbibliografie

  6. Register in drei Teilen:

    (1)

    Für die in der Textvorlage von Hitler namentlich erwähnten Personen ist ein eigenes Personenverzeichnis mit Kurzbiogrammen angelegt. Daneben enthält das Personenregister einen Nachweis aller von den Herausgebern in den Anmerkungen erwähnten Personen.

    (2)

    Ein Ortsregister verzeichnet alle Orte, die entweder von Hitler selbst oder in der Kommentierung genannt sind, gegebenenfalls auch in Form jener Bezeichnungen, die heute nicht mehr üblich sind. Beim Ortsregister wird auf eine Trennung in zwei separate Verzeichnisse – erstens Haupttext, zweitens Kommentierung – verzichtet. Die von Hitler erwähnten Orte sind allerdings durch Kursivsetzung kenntlich gemacht.

    (3)

    Den Abschluss bildet schließlich ein umfangreiches Sachregister, das trotz seiner Detailliertheit lediglich mit zwei Hierarchieebenen operiert.

Sämtliche Seitenangaben der Register beziehen sich auf die Paginierung der Erstausgabe von Mein Kampf.