Die Forderungen hierzu <span class="pagenumber">[359]</span>

57 Ständestaatliche Vorstellungen wie diese waren in der völkischen Literatur gängig. Sie finden sich auch im »25 -Punkte-Programm« der NSDAP vom 24. 2. 1920 und spielten vor allem in der Diskussion um die »Gewerkschaftsfrage« eine wesentliche Rolle. Hitlers Bemühen, die Forderung nach einer »Volksgemeinschaft« aufrechtzuerhalten, zugleich aber die wirtschaftlichen Konflikte in der Gesellschaft nicht gänzlich auszublenden, war eine Konzession an diese innerparteiliche Diskussion. Als Vorbild galten zum Teil die korporativen Berufsorganisationen im faschistischen Italien. Mit seiner weitgehenden Beschränkung auf den wirtschaftlichen Bereich steht Hitler in gewisser Distanz zu ständestaatlichen Vorstellungen, denen Teile der NSDAP deutlich näher standen als er und die primär von dem Wiener Nationalökonomen Othmar Spann inspiriert waren. Max Frauendorfer, seit 1931 Referent für ständischen Aufbau in der Innenpolitischen Abteilung der Reichsleitung der NSDAP, vertrat noch 1932 in der Schrift Der Ständische Gedanke im Nationalsozialismus die Ansicht: »Der ständische Aufbau des deutschen Volkes verfolgt nicht nur den Zweck, innerhalb der einzelnen Stände und deren Untergliederungen, der Bünde, durch Organisation in Verbänden die Erfassung der verschiedenen Erwerbsformen eines Bundes durchzuführen […], die nicht weniger wichtige Aufgabe besteht darin, dieselbe Führung und Zusammenarbeit, dieselbe Ausgleichung zwischen den verschiedenen Bünden und letzten Endes zwischen den verschiedenen Ständen zu ermöglichen.«

Dementsprechend wurden im Dritten Reich etwa mit dem Reichsnährstand oder der Deutschen Arbeitsfront zumindest ansatzweise ständestaatliche Strukturen geschaffen, die jedoch von Anfang an weit hinter den hohen Erwartungen nationalsozialistischer Funktionäre zurückblieben. Die Spielräume dieser Organisationen waren gering. Das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20. 1. 1934 verstärkte noch diese Tendenz. Schon seit Mitte 1933 nahmen die ohnehin nur marginalen ständestaatlichen Bestrebungen deutlich ab – einer ihrer wesentlichen Exponenten, Otto Wagener, musste bereits im Juni 1933 als Reichskommissar für die Wirtschaft zurücktreten. Das Konzept verlor danach rasch an Bedeutung und erschöpfte sich zuletzt nur noch in deklamatorischen Bekenntnissen.

Vgl. Frauendorfer, Gedanke, S. 19, 32 – 45, Zitat S. 39; Wagener, Wirtschaftsauffassung; Turner, Wagener, S. 248 – 251; Nolte, Ordnung, S. 184 – 187; Frei, Führerstaat, S. 77; Schlemmer, Löcher, S. 335; Anm. 59 in diesem Kapitel.

von Windhunden anlernen möchten, ohne zu begreifen, daß die Schnelligkeit des Windhundes wie die Gelehrigkeit des Pudels keine angelernten, sondern in der Rasse liegende Eigenschaften sind. Völker, die auf die Erhaltung ihrer rassischen Reinheit verzichten, leisten damit auch Verzicht auf die Einheit ihrer Seele in allen# 1930: allen ersetzt durch: all ihren Äußerungen.52 Die Zerrissenheit ihres Wesens ist die naturnotwendige Folge der Zerrissenheit ihres Blutes53, und die Veränderung ihrer geistigen und schöpferischen Kraft ist nur die Wirkung der Änderung ihrer rassischen Grundlagen.54

Wer das deutsche Volk aus# 1930: aus ersetzt durch: von seinen ihm ursprünglich wesensfremden Eigenschaften# 1930: Eigenschaften ersetzt durch: Äußerungen und Untugenden von heute erlösen# 1930: erlösen ersetzt durch: befreien will, wird es erst erlösen# 1937: erlösen ersetzt durch: ablösen;
1939: erlösen müssen vom fremden Erreger dieser Äußerungen# 1930: eingefügt: und Untugenden .

Ohne klarste Erkenntnis des Rasseproblems, und# 1944: Rasseproblems, und ersetzt durch: Rassenproblems und damit der Judenfrage, wird ein Wiederaufstieg der deutschen Nation nicht mehr erfolgen.

Die Rassenfrage gibt nicht nur den Schlüssel zur Weltgeschichte, sondern auch zur menschlichen Kultur überhaupt.55

6. Die Eingliederung der heute im internationalen Lager stehenden breiten Masse unseres Volkes in eine nationale Volksgemeinschaft56 bedeutet keinen Verzicht auf die Vertretung berechtigter Standesinteressen.# 1930: eingefügt: Auseinandergehende Standes- und Berufsinteressen sind nicht gleichbedeutend mit Klassenspaltung, sondern stellen# 1930: stellen ersetzt durch: sind selbstverständliche Folgeerscheinungen unseres wirtschaftlichen Lebens dar# 1930: gestrichen: dar . Die Berufsgruppierung steht in keinerlei Weise entgegen# 1926: gestrichen: entgegen einer wahrhaften Volksgemeinschaft# 1926: eingefügt: entgegen , da sich diese# 1930: da sich diese ersetzt durch: denn diese besteht eben# 1926: gestrichen: eben in der Einheit des Volkstums in allen jenen Fragen, die dieses# 1930: eingefügt: Volkstum an sich betreffen, äußert# 1930: betreffen, äußert ersetzt durch: betreffen .57

Die Eingliederung eines Klasse gewordenen Standes in die Volksgemeinschaft oder auch nur in den Staat erfolgt nicht durch das# 1933: gestrichen: das Herabsteigen höherer Klassen, sondern durch das Hinaufheben der unteren. Träger dieses Prozesses kann wieder niemals die höhere Klasse sein, sondern die für ihre Gleichberechtigung kämpfende untere. Das heutige Bürgertum wurde nicht durch Maßnahmen des Adels dem Staate eingegliedert, sondern durch eigene Tatkraft unter eigener Führung.