Natürlicher Regenerationsprozeß der Rassen <span class="pagenumber">[33]</span>

51 Die erbbiologische Vorstellung, dass jede »Rassenvermischung« zwangsweise zu einem Niedergang der geistigen Leistungsfähigkeit und des kulturellen Niveaus der jeweils »höherstehenden« Rasse führe, findet sich bereits in Joseph Arthur de Gobineaus Essai sur lʼinégalité des races humaines (1853/55), der nach seiner deutschen Übersetzung (Versuch über die Ungleichheit der Menschenracen, 1898 – 1902) Teil des völkischen Literaturkanons wurde. Gobineau unterschied zwischen einer schwarzen, einer gelben und einer weißen Rasse, wobei er nur letzterer – und in ihr primär dem »Arier« – die Fähigkeit zur Hochkultur zuerkannte. Gobineau zufolge war es jedoch im Lauf der Geschichte zwischen den drei Rassen zu einer »unendlichen Reihe von Mischungen« gekommen, die zu einer völligen »Mittelmäßigkeit« von »Leibeskraft«, »Schönheit« und »Geistesgaben« geführt habe. In Deutschland wurde Gobineau zunächst vor allem im Bayreuther Kreis um Richard Wagner rezipiert. In dem Bestseller Die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts (1899) schrieb Houston Stewart Chamberlain: »Die Rassen der Menschen sind in der Art ihrer Befähigung, sowie in dem Maße ihrer Befähigung sehr ungleich begabt, und die Germanen gehören zu jener Gruppe der Zuhöchstbegabten [sic!], die man als Arier zu bezeichnen pflegt.« Hitler griff dieses Denken auf, spitzte es jedoch rassenideologisch weiter zu. Schon in einer Rede im Münchner Hofbräuhaus vom 13. 8. 1920 vermengte er es zudem mit einer antisemitischen Verschwörungstheorie, als er den Juden vorwarf, die »Senkung des Rasseniveaus der übrigen Völker« gezielt zu fördern, um letztlich als das einzig »rassenrein« gebliebene Volk eine »definitive Weltherrschaft zu organisieren«.

Vgl. Gobineau, Versuch, Bd. 4, Zitat S. 319; Chamberlain, Grundlagen, Bd. 1, Zitat S. 596; Jäckel/ Kuhn (Hrsg.), Hitler, Dok. 136, Zitat S. 195; Young, Gobineau, bes.S. 112 – 118, 223 – 269; Lémonon, Verbreitung; Puschner, Bewegung, S. 77 – 82; Köck, Schemann; Kap. I/2, Anm. 219.

53 Der Wunsch nach »Regeneration« hatte im rassenbiologischen Denken seit der Jahrhundertwende Tradition. Das Gros der Autoren ging jedoch nicht von einem »natürlichen Regenerationsprozeß« aus, sondern sah steuernde Eingriffe als notwendig an. Unterschiedliche Faktoren galten dabei als vielversprechend: Regenerative Wirkung wurde dem Verzicht auf Alkohol und Tabak ebenso zugeschrieben, wie der Erhöhung des bäuerlichen Anteils an der Gesamtbevölkerung, die etwa Willibald Hentschel, Gründer der Artamanen-Bewegung, für unverzichtbar hielt. Andere Autoren wie der Militärhistoriker Friedrich von Bernhardi waren von der »biologische[n] Notwendigkeit« des Kriegs überzeugt und behaupteten, »ohne den Krieg« würden »nur allzuleicht minderwertige oder verkommene Rassen die gesunden, keimkräftigen Elemente überwuchern«. Max Thielert schwor 1911 in der Zeitschrift Körperliche Erziehung wiederum auf die »nackt getriebene Athletik als das unbedingt beste Mittel der Regeneration der Rasse und des Volkes«, während der völkische »Literaturpapst« Adolf Bartels die »Unschädlichmachung des Judentums« zur wichtigsten Voraussetzung »rassenhafte[r] Regeneration« erklärte. Der englische Mediziner John Berry Haycraft hatte schon 1894 in der Studie Darwinism and Race Progress (Natürliche Auslese und Rassenverbesserung, Leipzig 1895) »ein Aufgeben individueller Rechte« zum Zweck einer »Regeneration der Rasse« gefordert. Vor allem postulierte er die »Verpflichtung« von Ehepartnern, keine »Kinder hervorzubringen«, wenn gewiss sei, dass »dieselben infolge körperlicher Mängel zu leiden« hätten und mit ihren »Genossen« nicht »konkurrieren könn[t]en«.

Vgl. Haycraft, Auslese, Zitate S. 193, 195; Bartels, Rassenzucht, Zitat S. 159; Thielert, Sport, Zitat S. 104; Bernhardi, Deutschland, Zitate S. 11, 14; Gerstner, Erlösung, S. 77 f.; Puschner, Bewegung, bes.S. 81 f., 145 – 151, 165 – 173.

vielen Jahrtausenden eine neue Mischung bilden, bei welcher die ursprünglichen Einzelelemente durch tausendfältige Kreuzung restlos vermischt, mithin nicht mehr erkennbar sind. Es hätte sich damit ein neues Volkstum gebildet von einer bestimmten herdenmäßigen Widerstandsfähigkeit, jedoch gegenüber der bei der ersten Kreuzung mitwirkenden höchsten Rasse in seiner geistig-kulturellen Bedeutung wesentlich vermindert. Aber auch in diesem letzten Falle würde im gegenseitigen Kampf um das Dasein das Mischprodukt unterliegen, solange eine höherstehende unvermischt gebliebene Rasseneinheit als Gegner noch vorhanden ist. Alle herdenmäßige, im Laufe der tausend Jahre gebildete innere Geschlossenheit dieses neuen Volkskörpers würde infolge der allgemeinen Senkung des Rassenniveaus und der dadurch bedingten Minderung der geistigen Elastizität und schöpferischen Fähigkeit dennoch nicht genügen, um den Kampf mit einer ebenso einheitlichen, geistig und kulturell jedoch überlegenen Rasse siegreich zu bestehen.51

Somit kann man folgenden gültigen Satz aufstellen:

Jegliche Rassenkreuzung führt zwangsläufig früher oder später zum Untergang des Mischproduktes, solange der höherstehende Teil dieser Kreuzung selbst noch in einer reinen irgendwie rassenmäßigen Einheit vorhanden ist. Die Gefahr für das Mischprodukt ist erst beseitigt im Augenblick der Bastardierung des letzten höherstehenden Rassereinen.52

Darin liegt ein, wenn auch langsamer natürlicher Regenerationsprozeß begründet, der rassische Vergiftungen allmählich wieder ausscheidet, solange noch ein Grundstock rassisch reiner Elemente vorhanden ist und eine weitere Bastardierung nicht mehr stattfindet.53

Ein solcher Vorgang kann von selbst eintreten bei Lebewesen mit starkem Rasseinstinkt#1937: Rasseinstinkt ersetzt durch: Rasseninstinkt;
1939: Rasseinstinkt, die nur durch besondere Umstände oder irgendeinen besonderen Zwang aus der Bahn der normalen rassereinen Vermehrung geworfen wurden. Sowie diese Zwangslage beendet ist, wird der noch rein gebliebene Teil sofort wieder nach Paarung unter Gleichen streben, der weiteren Vermischung dadurch Einhalt gebietend. Die Bastardierungsergebnisse treten damit von