zu marschieren und einer ruhebedürftigen Polizei dadurch Unannehmlichkeiten zu bereiten.

Nein, mit solchen Staatsbürgern kann man zufrieden sein.

* * *

Dagegen waren die nationalsozialistischen Versammlungen allerdings keine »friedlichen« Versammlungen. Da prallten ja die Wogen zweier Weltanschauungen gegeneinander, und sie schlossen nicht mit dem faden Herunterleiern irgendeines patriotischen Liedes, sondern mit dem fanatischen Ausbruch völkischer und nationaler Leidenschaft.

Es war gleich von Beginn an wichtig, in unseren Versammlungen blinde Disziplin einzuführen und die Autorität der Versammlungsleitung unbedingt sicherzustellen. Denn was wir redeten, war nicht das kraftlose Gewäsch#1939: Gewäsch ersetzt durch: Geschwätz;
1944: Gewäsch
eines bürgerlichen »Referenten«, sondern war durch Inhalt und Form immer geeignet, den Gegner zur Entgegnung zu reizen.#1944: Punkt ersetzt durch: Ausrufezeichen18 Und Gegner waren in unseren Versammlungen! Wie oft kamen sie nicht#1933: gestrichen: nicht herein in dicken Mengen, einzelne Hetzer zwischen ihnen und auf allen Gesichtern die Überzeugung widerspiegelnd: Heute machen wir Schluß mit euch!19

Ja, wie oft sind sie damals buchstäblich in Kolonnen hereingeführt worden, unsere Freunde von der roten Farbe20, mit der vorher genau eingetrichterten Aufgabe, heute abend den ganzen Kram auseinanderzuhauen und der Geschichte ein Ende zu machen.#1944: Punkt ersetzt durch: Ausrufezeichen Und wie oft stand dann alles auf Spitz und Knopf, und nur die rücksichtslose Energie unserer Versammlungsleitung und das brutale Draufgängertum unseres Saalschutzes konnte immer wieder die gegnerische Absicht vereiteln.21

Und sie hatten allen Grund gereizt zu sein.

Schon die rote Farbe unserer Plakate zog sie in unsere Versammlungssäle. Das normale Bürgertum war ja ganz entsetzt darüber, daß auch wir zum Rot der Bolschewiken gegriffen hatten, und man sah darin eine sehr zweideutige Sache.22 Die deutschnationalen Geister flüsterten sich im stillen immer wieder den Verdacht zu, daß wir