Rassereine Randkolonien <span class="pagenumber">[38]</span>

70 Ob Hitlers Zahlenangabe von 600 Jahren willkürlich war oder einer rassentheoretischen Schrift entstammt, ist unklar. Im Kapitel Ursachen des Zusammenbruches (I/10) spricht Hitler in einem ähnlichen Zusammenhang noch von »500 Jahren«. Dass zeitgenössische Eugeniker und »Rassenhygieniker« in einer mitunter beliebig anmutenden Zahl von Jahrhunderten dachten, ist bekannt. Kaum zufällig verlegte Aldous Huxley, Bruder des Genetikers und späteren Präsidenten der British Eugenics Society Julian Huxley, 1932 die Handlung seines dystopischen Romans Brave new world (deutsch zunächst: Welt – wohin? Ein Roman der Zukunft; später: Schöne neue Welt) genau sechs Jahrhunderte in die Zukunft. Huxley griff in seinem Werk das eugenische Denken seiner Zeit kritisch auf und übertrug es in das Szenario einer vollständig durch genetische und biotechnologische Eingriffe manipulierten Gesellschaft.

Vgl. D’Idler, Modernisierung, S. 175, 183 – 191; Lenz, Anlage, S. 116 f.; Kap. I/10, Zitat S. 270.

71 Im Zweiten Weltkrieg entwarf die deutsche Führung umfangreiche Pläne für eine deutsche Neubesiedelung Osteuropas, die jedoch – im Gegensatz zur Deportation, Ausbeutung oder Ermordung der dort ansässigen, »fremdvölkischen« Bevölkerung – weitgehend Fiktion blieben. Ausgearbeitet wurden die Siedlungskonzepte auf Weisung von Heinrich Himmler, der nach seiner Ernennung zum Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums im Oktober 1939 mit der praktischen Umsetzung der von Hitler gewünschten »Germanisierung« der eroberten Ostgebiete primär betraut war. Nach mehreren vorangegangenen Entwürfen lag im Juni 1942 schließlich die Denkschrift Generalplan Ost. Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaues des SS-Standartenführers und Professors für Ackerbau und Landbaupolitik Konrad Meyer vor. Dieser Plan forderte die Errichtung von drei zentralen deutschen »Siedlungsmarken« binnen 25 – 30 Jahren im »Ingermanland« (Großraum Leningrad), im »Gotengau« (Krim und Chersongebiet) und in Westlitauen. 36 »Siedlungsstützpunkte« an strategisch wichtigen Punkten entlang von »Haupteisenbahn- und Autobahnlinien« sollten eine Verbindung mit dem Reich gewährleisten. Zur »Eindeutschung« der »eingegliederten Ostgebiete« hielt Meyer »auf dem Lande eine Bevölkerungszahl von rund 1,8 Millionen, in der Stadt von etwa 2,2 Millionen deutscher Menschen für erforderlich«.

Vgl. Madajczyk (Hrsg.), Generalplan, S. 91 – 130, Zitate S. 122 f.; Heinemann, Wissenschaft; Heinemann, Rasse, bes. 359 – 376; Wildt, Generation, S. 663 – 670; Longerich, Himmler, S. 595 – 607; Anm. 12 in diesem Kapitel.

hat in dieser Erziehungsarbeit die rein geistige Ergänzung seiner praktischen Tätigkeit zu leisten. Er muß ohne Rücksicht auf Verständnis oder Unverständnis, Billigung oder Mißbilligung in diesem Sinne handeln.

Eine nur sechshundertjährige Verhinderung der Zeugungsfähigkeit und Zeugungsmöglichkeit seitens körperlich Degenerierter und geistig Erkrankter würde die Menschheit nicht nur von einem unermeßlichen Unglück befreien, sondern zu einer Gesundung beitragen, die heute kaum faßbar erscheint.70 Wenn nun#1930: gestrichen: nun so die bewußte planmäßige Förderung der Fruchtbarkeit der gesündesten Träger des Volkstums verwirklicht wird, so wird das Ergebnis eine Rasse sein, die, zunächst wenigstens, die Keime unseres heutigen körperlichen und damit auch geistigen Verfalls wieder ausgeschieden haben wird.

Denn hat erst ein Volk und ein Staat diesen Weg einmal beschritten, dann wird sich auch von selbst das Augenmerk darauf richten, gerade den rassisch wertvollsten Kern des Volkes und gerade seine Fruchtbarkeit zu steigern, um endlich das gesamte Volkstum des Segens eines hochgezüchteten Rassengutes teilhaftig werden zu lassen.

Der Weg hierzu ist nun#1929: gestrichen: nun vor allem der, daß ein Staat die Besiedelung#1937: Besiedelung ersetzt durch: Besiedlung;
1939: Besiedelung
1937: Rassekommissionen ersetzt durch: Rassenkommissionen;
1939: Rassekommissionen gewonnener Neuländer nicht dem Zufall überläßt, sondern besonderen Normen unterwirft. Eigens gebildete Rassekommissionen# haben den einzelnen das Siedelungsattest#1930: Siedelungsattest ersetzt durch: Siedlungsattest auszustellen; dieses aber ist gebunden an eine festzulegende bestimmte rassische Reinheit. So können allmählich Randkolonien begründet werden, deren Bewohner ausschließlich Träger höchster Rassenreinheit#1937: Rassenreinheit ersetzt durch: Rassereinheit;
1939: Rassenreinheit und damit höchster Rassentüchtigkeit sind.71 Sie sind damit ein kostbarer nationaler Schatz des Volksganzen; ihr Wachsen muß jeden einzelnen Volksgenossen mit Stolz und freudiger Zuversicht erfüllen, liegt doch in ihnen der Keim zu einer letzten großen Zukunftsentwicklung des eigenen Volkes, ja der Menschheit geborgen.

Der völkischen Weltanschauung muß es im völkischen Staat endlich gelingen, jenes edlere Zeit-