Ein germanischer Staat deutscher Nation <span class="pagenumber">[349]</span>

255 Der Davidstern (hebräisch: Magen David) ist eines der wichtigsten Symbole des Judentums. Der sechszackige Stern (Hexagramm) setzt sich aus zwei ineinander verwobenen Dreiecken zusammen, welche die Durchdringung der sichtbaren und der unsichtbaren Welt versinnbildlichen. Im Altertum und im Mittelalter wurde dieses Symbol von verschiedenen Völkern und Religionen verwendet. Erst im 18. Jahrhundert setzte es sich als allgemeines jüdisches Glaubenssymbol durch. 1933 reklamierten die Zionisten den Davidstern ausdrücklich als ihr Symbol, nachdem sie ihn ohnehin schon seit mehreren Jahrzehnten als Emblem verwendet hatten. Die Nationalsozialisten benutzten den Stern zur Stigmatisierung und Ausgrenzung, indem sie Juden ab 1941 zum Tragen eines gelben Hexagramms, dem sogenannten Judenstern, zwangen. 1948 wurde der Davidstern in die Flagge des neu gegründeten Staates Israel aufgenommen.

Vgl. Stegemann/ Eichmann (Hrsg.), Davidstern, S. 18; Oegema, History, S. 31 ff.; Scholem, Magen; Scholem, Davidschild, S. 11 – 13. 

259 Diese Forderung findet sich bereits in früheren Texten Hitlers. So schrieb er am 1. 1. 1921: Ziel der NS-Bewegung sei es, »ein germanisches Reich deutscher Nation« zu schaffen. Ebenso heißt es in einem Beitrag, den er am 20. 2. 1921 im Völkischen Beobachter veröffentlichte, die Farbkombination Schwarz-Weiß-Rot solle zur Flagge eines »germanischen Staates deutscher Nation« werden. Ähnliche Formulierungen finden sich schon in älteren antisemitischen Schriften. So hatte Houston Stewart Chamberlain postuliert: »Die heiligste Pflicht des Germanen ist, dem Germanentum zu dienen. Daraus ergiebt sich ein geschichtlicher Wertmesser. Wir werden auf allen Gebieten denjenigen Mann als den grössten, diejenige That als die bedeutendste erkennen und feiern, welche das spezifisch germanische Wesen am erfolgreichsten gefördert oder die Vorherrschaft des Germanentums am kräftigsten unterstützt haben.« Gustav Kraitschek forderte 1923: »Was wir brauchen, ist eine neue Wiedergeburt, aber nicht auf klassischer Grundlage, sondern aus germanischem, aus arischem Wesen!« Und bei Hans F. K. Günther heißt es: »Wir müssen die Rassenfrage […] klar lösen und als Antwort den deutschen Staat nordischer Rasse finden.« Im Gegensatz zu Günther lehnte sich Hitler in der Wortwahl an die Betitelung des »Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation« an und schuf damit ein einprägsames Schlagwort.

Offen bleibt bei Hitler an dieser Stelle bemerkenswerterweise die Frage, was mit den Juden, die er in diesem Kapitel so ausführlich als vermeintliches Grundübel charakterisiert, in einem »germanischen Staat deutscher Nation« eigentlich geschehen solle. Vor 1918 waren selbst viele äußerst radikale Antisemiten wie der Journalist Friedrich Lange und Theodor Fritsch zumindest öffentlich nicht über die Forderung nach Entrechtung und Ausweisung der Juden aus Deutschland hinausgegangen. Anders hingegen Eugen Dühring, der in seiner Schrift Die Judenfrage als Racen-, Sitten- und Culturfrage (1881) bemerkte: »Die Judenhaftigkeit lässt sich aber nicht anders als mit den Juden selbst beseitigen.« Eine »Entfernung der Juden aus unsern Ländern der hohen Cultur«, so Dühring weiter, würde die »Judenfrage« nur andernorts aufwerfen, aber das wolle man den anderen Völkern nicht zumuten. Auch eine Internierung in einer »Judencolonie« käme nicht in Frage, denn früher oder später würden die Juden wieder aus der Internierung ausbrechen. Als »Lösung der Judenfrage« schlug Dühring vor, die Emanzipation der Juden rückgängig zu machen und ihre Rechte systematisch so stark einzuschränken, dass es zu einem »Zusammenschrumpfen des Judenwesens in Bevölkerungszahl und Reichthum sowie überhaupt in der Theilnahme an Staat und Gesellschaft« käme. In einer ähnlichen Diktion, wie sie dann Hitler 40 Jahre später verwendete, fuhr Dühring fort: »Es würde also alle Humanität missverstehen heißen, wenn man hier auch nur einen Augenblick Anstand nehmen und sich scheuen wollte, den Kampf gegen die Juden nicht ernsthaft auf eine dauernde Unschädlichmachung einzurichten.« Allerdings blieb es Hitler und den Nationalsozialisten vorbehalten, solche Vorstellungen nach ihrer Machtübernahme in die Tat umzusetzen.

Vgl. Jäckel/ Kuhn (Hrsg.), Hitler, Dok. 178, Zitat S. 282, Dok. 199, Zitat S. 323; Dühring, Judenfrage, S. 94 ff., Zitate S. 108, 110, 117 f.; Chamberlain, Grundlagen, Bd. 2, S. 858 f., Zitat S. 859; Günther, Ritter (1920), Zitat S. 137 (Herv. i. Orig.); Kraitschek, Rassenkunde, Zitat S. 129; Bein, Antisemitismus, S. 347 – 350; Puschner, Bewegung, S. 63. 

stand entsprang häufig mehr dem Konkurrenzneid ehrgeiziger Führer als einer prinzipiellen Ablehnung zum äußersten Kampf entschlossener Gegner. Ein einziger focht in diesen langen Jahren mit unerschütterlicher Gleichmäßigkeit, und dies war der Jude. Sein Davidstern255 stieg denn auch# 1926: gestrichen: denn auch im selben Maße immer höher, in dem der Wille zur# 1937: zur ersetzt durch: der;
1939: zur Selbsterhaltung unseres Volkes schwand.

Im August 1914 stürmte deshalb auch nicht ein zum Angriff entschlossenes Volk auf die Walstatt256, sondern es erfolgte nur das letzte Aufflackern des nationalen Selbsterhaltungstriebes gegenüber der fortschreitenden pazifistisch-marxistischen Lähmung unseres Volkskörpers.257 Da man auch in diesen Schicksalstagen den inneren Feind nicht erkannte, war aller äußere Widerstand vergeblich, und die Vorsehung gab ihren Lohn nicht dem siegreichen Schwert, sondern folgte dem Gesetz der ewigen Vergeltung.258

Aus dieser inneren Erkenntnis heraus sollten sich dann# 1926: gestrichen: dann für uns die Leitsätze sowie die Tendenz der neuen Bewegung formen, die unserer Überzeugung nach allein befähigt war# 1930: war ersetzt durch: waren , den Niedergang des deutschen Volkes nicht nur zum Stillstand zu bringen, sondern das granitene Fundament zu schaffen, auf dem dereinst ein# 1937: ein ersetzt durch: der;
1939: ein Staat bestehen kann, der nicht einen volksfremden Mechanismus wirtschaftlicher Belange und Interessen, sondern einen völkischen Organismus darstellt:

Einen# 1937: Einen ersetzt durch: einen;
1939: Einen germanischen Staat deutscher Nation.259