Der Werdegang des Judentums <span class="pagenumber">[327]</span>

141 Dass die Juden die Erfinder des Zinses seien, behauptete auch Franz Schrönghamer-Heimdal in seiner Schrift Judas, der Weltfeind (1919): »Der Jude ist der Erfinder der ›Arbeit des Geldes‹, der Zinsleihe, des arbeitslosen Einkommens durch Machenschaften, die die ›Ungläubigen‹ Betrug und Wucher nennen.« In Wirklichkeit wurden Zinsen keineswegs von Juden »erfunden« oder eingeführt. Bereits im 3. – 2.  Jahrtausend v. Chr. wurden in Mesopotamien durch die Sumerer Zinsen erhoben, später auch im Römischen Reich und im antiken Griechenland. Dass es bereits in vorjüdischer Zeit Zinsen gab, war bereits bekannt, als Hitler Mein Kampf verfasste. So war etwa selbst in einer Schrift wie Werner Sombarts Die Juden und das Wirtschaftsleben (1911) zu lesen: »Haben die Juden die Geheimnisse des Geldes selbst erschlossen? Haben sie die Technik des Leihverkehrs aus sich heraus entwickelt oder haben sie sie von den Babyloniern gelernt? Daß hier in Babylon in vorjüdischer Zeit ein reger Geldverkehr bestanden hat, scheint jetzt fast erwiesen, obwohl wir über seine Art und Gestalt wenig Zuverlässiges wissen.«

Vgl. Schrönghamer-Heimdal, Judas, Zitat S. 27; Sombart, Juden, Zitat S. 429; Hudson, Interest Rates, S. 132 f. Zum völkischen Ideologem der »Zinsknechtschaft« vgl. Kap. I/8, Anm. 31, 32.

142 Im hochmittelalterlichen Europa waren Handel und Handwerk in Gilden organisiert, zu denen Juden keinen Zugang hatten. In dieser Zeit wirtschaftlicher Expansion gab es weithin ein Bedürfnis nach Bargeld; da die Kirche im 12. Jahrhundert Christen den Geldverleih verboten hatte, wurde dieser in jüdische Hände gelegt. Für Juden blieb Geldverleih nicht selten die einzige, wenn auch ungewisse Einkommensquelle: In der Regel durften Juden keine Sicherheiten verlangen und sahen sich häufig der Abneigung oder gar dem Hass ihrer Schuldner ausgesetzt. Der Jude als »Schacherer und Wucherer« wurde eines der verbreitetsten antisemitischen Stereotype, das in allen Jahrhunderten präsent blieb und für das die deutsche Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg besonders empfänglich war. Allerdings beurteilten nicht alle Antisemiten den jüdischen »Schacher- und Wuchergeist« ausschließlich negativ. So schrieb Wilhelm Marr 1879: »Es lässt sich nun durchaus nicht läugnen, dass der abstracte, geldindustrielle und Schachergeist der Juden zum Emporblühen des Handels und der Industrie in Deutschland viel beigetragen hat.«

Vgl. Marr, Sieg, Zitate S. 6, 13; Rohrbacher/ Schmidt, Judenbilder, S. 79 – 147; Raphael, Wucherer, S. 103 f.; Stein, Moneylending, S. 441 – 443; Plöckinger, Soldaten, S. 286 – 299.

zum Teil vielleicht auch deshalb, weil der äußere Rassenunterschied zwischen ihm und dem Gastvolk zu groß, seine sprachlichen Kenntnisse noch zu gering, die Abgeschlossenheit des Gastvolkes jedoch zu scharf sind, als daß er es wagen dürfte, als etwas anderes als# 1930: als ersetzt durch: denn ein »fremder Händler«# 1926: »fremder Händler« ersetzt durch: fremder Händler erscheinen zu wollen. Bei seiner Geschmeidigkeit und der Unerfahrenheit des Gastvolkes bedeutet die Beibehaltung seines Charakters als »Jude«# 1926: »Jude« ersetzt durch: Jude auch keinen Nachteil für ihn, sondern eher einen Vorteil; man kommt dem Fremden zuvorkommend# 1930: zuvorkommend ersetzt durch: freundlich entgegen.

b) Allmählich beginnt er sich nun# 1926: gestrichen: nun langsam in der Wirtschaft zu »betätigen«# 1926: »betätigen« ersetzt durch: betätigen , nicht als Produzent, sondern ausschließlich als Zwischenglied. In seiner tausendjährigen händlerischen Gewandtheit ist er den noch unbeholfenen, besonders aber grenzenlos ehrlichen Ariern weitaus# 1930: weitaus ersetzt durch: weit überlegen, so daß schon in kurzer Zeit der Handel sein Monopol zu werden droht. Weiter beginnt er nun mit dem Verleihen von Geld# 1926: Weiter beginnt er nun mit dem Verleihen von Geld ersetzt durch: Er beginnt mit dem Verleihen von Geld und zwar wie immer zu Wucherzinsen. Tatsächlich führt er den Zins denn# 1926: gestrichen: denn auch dadurch ein.141 Die Gefahr dieser neuen Einrichtung wird zunächst nicht erkannt, sondern um der augenblicklichen Vorteile wegen sogar begrüßt.142

c) Der Jude ist vollkommen seßhaft geworden, d.h. er besiedelt in den Städten und Flecken besondere Viertel und bildet immer mehr einen besonderen# 1930: gestrichen: besonderen Staat in dem# 1930: in dem ersetzt durch: im Staate. Den Handel sowohl als sämtliche Geldgeschäfte faßt er nun# 1926: gestrichen: nun als sein eigenstes Privileg auf, das er rücksichtslos auswertet.

d) Das Geldgeschäft und der Handel sind nun# 1926: gestrichen: nun restlos sein Monopol geworden. Seine Wucherzinsen erregen endlich Widerstand, seine zunehmende sonstige Frechheit143 aber Empörung, sein Reichtum Neid. Das Maß wird übervoll, als er nun# 1926: als er nun ersetzt durch: wenn er;
1930: als er auch den Grund und Boden in den Kreis seiner händlerischen Objekte einbezieht und ihn zur verkäuflichen, besser handelbaren Ware erniedrigt. Da er selber den Boden nie bebaut144, sondern bloß als ein Ausbeutungsgut# 1939: Ausbeutungsgut ersetzt durch: Ausbeutungsobjekt;
1944: Ausbeutungsgut betrachtet, auf dem der Bauer sehr wohl bleiben kann, allein unter den elendesten Erpressungen seitens seines nunmehrigen Herrn, steigert sich die Abneigung gegen ihn allmählich zum offenen Haß. Seine blutsaugerische Tyrannei wird so groß, daß es zu Ausschrei-