Und wir täuschen sie nicht. Indem unsere bürgerliche Welt die Wiederherstellung der Grenzen vom Jahre 1914 als politisches Programm für Deutschland aufstellt, scheucht sie jeden etwa aus dem Bunde unserer Feinde springen wollenden Partner wieder zurück, da dieser Angst haben muß, isoliert angegriffen zu werden und dadurch des Schutzes der einzelnen Mitverbündeten verlustig zu gehen. Jeder einzelne Staat fühlt sich durch jene Parole betroffen und bedroht.

Dabei ist sie in zweifacher Hinsicht unsinnig:

  1. weil die Machtmittel fehlen, um sie aus dem Dunst der Vereinsabende in die Wirklichkeit umzusetzen und

  2. weil, wenn sie sich#1930: eingefügt: wirklich; 1944: ersetzt durch: auch verwirklichen ließe, das Ergebnis doch wi­derso erbärmlich wäre, daß es sich, wahrhaftiger Gott, nicht loh­nen würde, dafür erneut das Blut unseres Volkes einzusetzen.

Denn, daß auch die Wiederherstellung der Grenzen des Jahres 1914 nur mit Blut zu erreichen wäre, dürfte kaum für irgend jemand fraglich erscheinen. Nur kindlich-naive Geister mögen sich in dem Gedanken wiegen, auf Schleich- und Bettelwegen eine Korrektur von Versailles herbeiführen zu können. Ganz abgesehen davon, daß ein solcher Versuch eine Talleyrand-Natur47 voraussetzen würde, die wir nicht besitzen. Die eine Hälfte unserer politischen Existenzen besteht aus sehr geriebenen, aber ebenso charakterlosen und überhaupt unserem Volke feindlich gesinnten Elementen, während die andere sich aus gutmütigen, harmlosen und willfährigen Schwachköpfen zusammensetzt. Zudem haben sich die Zeiten seit dem Wiener Kongresse geändert: Nicht Fürsten und fürstliche Mätressen schachern und feilschen um Staatsgrenzen, sondern der unerbittliche Weltjude kämpft für seine Herrschaft über die Völker.48 Kein Volk entfernt diese Faust anders von seiner Gurgel als durch das Schwert. Nur die gesammelte, konzentrierte Stärke einer kraftvoll sich aufbäumenden nationalen Leidenschaft vermag der internationalen Völkerversklavung zu trotzen. Ein solcher Vorgang ist und bleibt aber ein blutiger.49

Wenn man aber#1929: aber ersetzt durch: jedoch der Überzeugung huldigt, daß die deutsche Zu-