Anerziehung von Rassesinn <span class="pagenumber">[64]</span>

156 Die Einführung des Fachs »Rassenkunde« war eine der wichtigsten Neuerungen der NS-Schulpolitik. Das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung veröffentlichte bereits am 13. 9. 1933 einen Erlass, der für alle Abschlussklassen die Behandlung von Vererbungslehre, Rassenkunde, »Rassenhygiene«, Familienkunde und Bevölkerungspolitik im Schulunterricht vorschrieb. Diese Themen sollten vor allem in den Fächern Biologie, Deutsch, Geschichte und Erdkunde behandelt werden. Am 15. 1. 1935 folgte eine Verordnung des Reichserziehungsministeriums über die verbindliche reichsweite Einführung von »Rassenkunde« und »Vererbungslehre« an den Schulen. Da die Umsetzung dieser Bestimmungen eine veränderte Lehrerausbildung voraussetzte, wurde das Fach Rassenbiologie zugleich an den Hochschulen für Lehrerbildung institutionalisiert. Nach 1933 waren alle Lehramtsstudenten zur Teilnahme an rassenbiologischen Veranstaltungen verpflichtet. Noch deutlich intensiver wurden rassenkundliche »Schulungen« allerdings in den »Gliederungen« der NSDAP, der HJ, der SA und vor allem der SS, betrieben.

Vgl. Harten/ Neirich/ Schwerendt, Rassenhygiene, S. 22 – 28, 41 – 51.

157 Dieser Absatz wurde ungekürzt in den offiziellen Zielsetzungen des Biologieunterrichts abgedruckt, die den 1938 veröffentlichten neuen Lehrplänen für die Höhere Schule beigefügt waren. Als Hauptaufgabe der Biologielehrer wurde in ihnen bestimmt, den Schülern »den biologischen Unsinn der Gleichheitslehre« vor Augen zu führen, sie in das »wesentlichste und wichtigste Naturgesetz der Ausmerze« einzuführen und dessen Gültigkeit »auch für den Menschen« darzulegen. Zugleich sollte das Bewusstsein für die völkische »Blutsgemeinschaft« und für die Notwendigkeit ihrer Reinerhaltung geschärft werden. Die Schüler sollten die »Verpflichtung« verinnerlichen, »ihrerseits das Erbe ihrer Väter rein zu erhalten und die ewigen Gesetze des Blutes und der Rasse zu achten«.

Vgl. Erziehung und Unterricht in der Höheren Schule, Zitate S. 140 – 142; Bäumer-Schleinkofer, NS-Biologie, bes.S. 39 – 49, 60 – 74.

Das Volk aber, das diesen Weg zuerst betritt#1930: betritt ersetzt durch: bestritt;
1933: betritt, wird siegen.

* * *

Die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit des völkischen Staates muß ihre Krönung darin finden, daß sie den Rassesinn und das Rassegefühl instinkt- und verstandesmäßig in Herz und Gehirn der ihr anvertrauten Jugend hineinbrennt. Es soll kein Knabe und kein Mädchen die Schule verlassen, ohne zur letzten Erkenntnis über die Notwendigkeit und das Wesen der Blutsreinheit#1930: Blutsreinheit ersetzt durch: Blutreinheit geführt worden zu sein.156 Damit wird die Voraussetzung geschaffen für die Erhaltung der rassenmäßigen Grundlagen unseres Volkstums und durch sie wiederum die Sicherung der Vorbedingungen für die spätere kulturelle Weiterentwicklung.157

Denn alle körperliche und alle geistige Ausbildung würde im letzten Grunde dennoch wertlos bleiben, wenn sie nicht einem Wesen zugute käme, das grundsätzlich bereit und entschlossen ist, sich selbst und seine Eigenart zu erhalten.

Im anderen Falle#1929: Falle ersetzt durch: Fall;
1930: Falle würde das eintreten, was wir Deutsche#1929: Deutsche ersetzt durch: Deutschen schon jetzt im großen beklagen müssen, ohne daß vielleicht der ganze Umfang dieses tragischen Unglücks bisher begriffen worden wäre: daß wir auch in Zukunft nur Kulturdünger bleiben, nicht nur im Sinne der begrenzten Auf‌fassung unserer heutigen bürgerlichen Anschauung, die im einzelnen verlorenen Volksgenossen nur den verlorenen Staatsbürger sieht, sondern im Sinne der schmerzlichsten Erkenntnis, daß dann, trotz all’ unserm Wissen und Können, unser Blut doch zur Niedersenkung bestimmt ist. Indem wir uns immer wieder mit anderen Rassen paaren, erheben wir wohl diese aus ihrem bisherigen Kulturniveau auf eine höhere Stufe, sinken aber von unserer eigenen Höhe für ewig herab.158