5. Kapitel
Weltanschauung und Organisation

Programmatische und organisatorische Fragen sind Themen dieses Kapitels – ähnlich wie im Kapitel Weltanschauung und Partei (II/1). Das vorliegende Kapitel kann als Bilanz jener Programmdiskussionen gelten, die im Herbst 1925 von der Gruppe um Gregor Straßer und Joseph Goebbels initiiert worden waren und die dann Anfang 1926 eskalierten.1 Erst auf der Führertagung der NSDAP am 14. Februar 1926 in Bamberg setzte Hitler seinen Standpunkt endgültig durch und verbot jede weitere Dikussion über das Parteiprogramm.2 Auf der Generalmitgliederversammlung am 22. Mai 1926 in München wurde daher in der überarbeiteten Satzung noch einmal bekräftigt: »Vereinsprogramm ist das am 24. Februar 1920 zu München herausgegebene grundsätzliche Programm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-Partei. Dieses Programm ist unabänderlich. Es findet seine Erledigung nur durch seine Erfüllung.«3 Entsprechend warnt Hitler in diesem Kapitel nochmals mit Nachdruck vor jedem neuerlichen Änderungsversuch, der nur »zu endlosen Debatten und zu einer allgemeinen Wirrnis« führe.4

Wesentliche Teile dieses Kapitels hat Hitler wohl zwischen Februar und Mai 1926 verfasst – in der Absicht, seine Positionen noch einmal unmissverständlich klarzulegen. Welch große Bedeutung er seinen Ausführungen beigemessen hat, zeigt sich auch daran, dass im Herbst 1926 beinahe das gesamte Kapitel unter dem Titel »Weltanschauung und Partei« im Nationalsozialistischen Jahrbuch 1927 publiziert wurde.5 Dieser ursprüngliche Titel wurde später für die Publikation in Mein Kampf geändert, da mit dem ersten Kapitel des zweiten Bands ein gleichnamiges Kapitel entstand. Für seine Endfassung wurde das vorliegende Kapitel nochmals erheblich stilistisch überarbeitet. Kaum ein Satz blieb unverändert. Grundsätzliche inhaltliche Veränderungen gab es dabei zwar nicht, doch ist die Tendenz zur Entschärfung der Diktion deutlich zu erkennen. Die oftmals sehr weitreichenden Umformulierungen lassen den Schluss zu, dass es sich hierbei nicht allein um redaktionelle Eingriffe gehandelt hat, sondern um eine gründliche Überarbeitung des Texts, die von Hitler selbst oder zumindest mit seiner Zustimmung vorgenommen wurde.6