Das Ringen um die Führung <span class="pagenumber">[155]</span>

10 Die Überzeugung, auch in der Politik führe physische Stärke und Gewaltanwendung zwangsläufig zum Erfolg, entsprach Hitlers sozialdarwinistischer Weltanschauung. Am 26. 2. 1942 äußerte er im Rückblick auf die Jahre vor 1933: »Meinen Gegnern damals war ich schon dadurch überlegen, daß ich dreißig war, während sie fünfzig und sechzig Jahre hatten. Die körperliche Widerstandskraft befähigt einen genialen Mann allein schon zum Sieg über seine Gegner, wenn diese älter an Jahren sind.« Am 3. 8. 1942 meinte er, der »Schwächling« habe in der Weltgeschichte immer die kleinste Anhängerschaft gehabt. Das Volk aber folge den »Bluthunden«. Nur »durch eine unentwegt beharrliche Härte« könne man gewinnen. »Wie oft habe ich den Einwand gehört: Mit Ihren brutalen Methoden erreichen sie gar nichts! Ich hätte nichts erreicht ohne diese Methoden! Auch der Soldat hängt am meisten an einem Führer, der hart, aber gerecht ist. Wer ein richtiger Führer ist, dem laufen sie nach.«

Vgl. Hitler, Monologe, Zitate S. 300, 324; Kap. II/5, Anm. 20.

die gleichen sind oder doch von der großen Masse als gleich empfunden werden. Das Volk selbst hegt wohl unbestimmte Wünsche und hat allgemeine Überzeugungen, ohne sich indes über das eigentliche Wesen des Zieles oder des eigenen Wunsches oder gar der#1939: der ersetzt durch: die;
1944: der Möglichkeiten#1930: Möglichkeiten ersetzt durch: Möglichkeit ihrer Erfüllung genau klar werden#1937: klar werden ersetzt durch: klarwerden;
1939: klar werden;
1944: klarwerden zu können.

Die Tragik liegt darin, daß jene Männer auf ganz verschiedenen Wegen einem gleichen Ziele zustreben, ohne sich zu kennen, und daher, im reinsten Glauben an ihre eigene Mission, sich für verpflichtet halten, ohne Rücksicht auf andere ihre eigenen Wege zu gehen.

Daß solche Bewegungen, Parteien, religiöse Gruppen vollkommen unabhängig voneinander, allein aus dem allgemeinen Zeitwollen heraus, entstehen, um sich nach einer gleichen Richtung zu betätigen, ist das, was wenigstens auf den ersten Blick als tragisch erscheint, weil man allzusehr zu der Meinung neigt, die auf verschiedene Wege zerstreute Kraft könnte, auf einen#1937: einen ersetzt durch: einem;
1939: einen einzigen zusammengefaßt, schneller und sicherer zum Erfolge führen. Dies ist aber nicht der Fall. Sondern die Natur selbst trifft in ihrer unerbittlichen Logik den Entscheid, indem sie die verschiedenen Gruppen miteinander in#1944: eingefügt: den Wettbewerb treten und um die Siegespalme9 ringen läßt und die Bewegung ans Ziel führt, die den klarsten, nächsten und sichersten Weg gewählt hat.10

Wie aber sollte die Richtigkeit oder Unrichtigkeit eines Weges von außen her bestimmt werden, wenn nicht dem Spiel der Kräfte freie Bahn gegeben, die letzte Bestimmung dem doktrinären Entscheid menschlicher Besserwisser entzogen und der untrügerischen Beweisführung des sichtbaren Erfolges überantwortet worden wäre, der schließlich der Richtigkeit einer Handlung immer die letzte Bestätigung geben wird!

Marschieren also verschiedene Gruppen auf getrennten Wegen dem gleichen Ziele zu, so werden sie, sowie#1937: sowie ersetzt durch: soweit;
1939: sowie;
1944: soweit sie von dem Vorhandensein ähnlicher Bestrebungen Kenntnis genommen haben, die Art ihres Weges gründlicher überprüfen, denselben womöglich abkürzen und unter Anspannung ihrer äußersten Energie versuchen, das Ziel schneller zu erreichen.