Podium her zwei Pistolenschüsse, und nun ging eine wilde Knallerei los.153 Fast jubelte einem doch wieder das Herz angesichts solcher Auf‌frischung alter Kriegserlebnisse.

Wer schoß, ließ sich von da ab nicht mehr unterscheiden; nur das eine konnte man feststellen, daß von dem Augenblick an sich die Wut meiner blutenden Jungens noch mächtig gesteigert hatte und endlich die letzten Störer, überwältigt, aus dem Saal hinausgetrieben wurden.

Es waren ungefähr fünfundzwanzig Minuten vergangen; der Saal selbst sah aus, als ob eine Granate eingeschlagen hätte. Viele meiner Anhänger wurden gerade verbunden, andere mußten weggefahren werden154, allein wir waren die Herren der Lage geblieben. Hermann Esser, der an diesem Abend die Versammlungsleitung übernommen hatte, erklärte: »Die Versammlung geht weiter. Das Wort hat der Referent«, und ich sprach dann wieder.155

Nachdem wir die Versammlung selbst schon geschlossen hatten, kam plötzlich ein aufgeregter Polizeileutnant hereingestürzt und krähte mit wildfuchtelnden Armen in den Saal hinein: »Die Versammlung ist aufgelöst.«156

Unwillkürlich mußte ich über diesen Nachzügler der Ereignisse lachen: echt polizeiliche Wichtigtuerei. Je kleiner sie sind, um so größer müssen sie wenigstens scheinen.

Wir hatten an dem Abend wirklich viel gelernt, und auch unsere Gegner haben die Lehre, die sie ihrerseits empfangen hatten, nicht mehr vergessen.

Bis zum Herbst 1923 hat uns seitdem die »Münchner#1930: Münchner ersetzt durch: Münchener Post«157 keine Fäuste des Proletariats mehr angekündigt.