Darin liegt sehr viel Wahrheit. Gerade deshalb wird man aber in der Zukunft sich vor einer zu großen Differenzierung der Lohnverhältnisse hüten müssen. Man sage nicht, daß damit die Leistungen ausbleiben würden. Das wäre das traurigste Zeichen des Verfalls einer Zeit, wenn der Antrieb zu einer höheren geistigen Leistung nur mehr im höheren Lohne#1937: Lohne ersetzt durch: Lohn läge. Wenn dieser Gesichtspunkt bisher auf dieser Welt der einzig maßgebende gewesen wäre, würde die Menschheit ihre größten wissenschaftlichen und kulturellen Güter niemals empfangen haben. Denn die größten Erfindungen, die größten Entdeckungen, die umwälzendsten wissenschaftlichen Arbeiten, die herrlichsten Denkmäler menschlicher Kultur sind nicht aus dem Drange nach Geld der Welt gegeben worden. Im Gegenteil, ihre Geburt bedeutete nicht selten geradezu den Verzicht auf das irdische Glück des Reichtums.

Es mag sein, daß heute das Gold der ausschließliche Regent des Lebens geworden ist, doch wird dereinst der Mensch sich wieder vor höheren Göttern beugen. Vieles mag heute nur dem Sehnen nach Geld und Vermögen sein Dasein verdanken, aber es ist wohl nur wenig darunter, dessen Nichtvorhandensein die Menschheit ärmer sein ließe.

Auch dies ist mit#1930: gestrichen: mit eine Aufgabe unserer Bewegung, daß sie schon heute von einer Zeit künde, die dem einzelnen das geben wird, was er zum Leben braucht, aber dabei den Grundsatz hochhält, daß der Mensch nicht ausschließlich lebt#1929: gestrichen: lebt um materieller Genüsse willen#1929: eingefügt: lebt. Dies soll dereinst seinen Ausdruck finden#1929: gestrichen: finden in einer weise beschränkten Staffelung der Verdienste#1929: eingefügt: finden, die auch dem letzten redlich Arbeitenden auf alle Fälle ein ehrliches, ordentliches Dasein als Volksgenosse und Mensch ermöglicht.179

Man sage ja nicht, daß dies ein Idealzustand sei, wie ihn diese Welt praktisch nicht vertrüge und tatsächlich nie erreichen werde.

Auch wir sind nicht so einfältig, zu glauben, daß es gelingen könnte, jemals ein fehlerloses Zeitalter herbeizuführen. Allein dies entbindet nicht von der Verpflichtung, erkannte Fehler zu bekämpfen, Schwächen zu überwinden und dem Ideal