Grundsätze für den Sprachunterricht <span class="pagenumber">[55]</span>

129 Rekurse auf die Geschichte besaßen einen zentralen Stellenwert in Hitlers Weltanschauung. Sein großes Interesse an geschichtlichen Themen fiel Anhängern schon früh auf. Im August 1920 beschrieb ihn Rudolf Heß etwa als einen »Kunstgewerbler, der jedoch die Geschichte bis in die neueste Zeit gründlich studiert« habe. Es überrascht daher nicht, dass Hitler dem Geschichtsunterricht im Rahmen seiner erziehungstheoretischen Überlegungen besondere Aufmerksamkeit schenkte. Dem am 9. 5. 1933 von Wilhelm Frick formulierten Anspruch, den Geschichtsunterricht »unter den Schulfächern in vorderste Linie« zu stellen, wurden die Nationalsozialisten allerdings nicht gerecht. Seit 1933 stieg der Anteil des Geschichtsunterrichts am Gesamtlehrplan verglichen mit der Weimarer Republik nur minimal an. An humanistischen Gymnasien rangierte er mit – Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe zusammengenommen – 22 Wochenstunden beispielsweise deutlich hinter den Fächern Sport (40), Latein (35) und Deutsch (33). Ähnlich verhielt es sich in der 5. bis 8. Jahrgangsstufe der Volksschule, wo 1940/41 für den Geschichtsunterricht zehn Wochenstunden, für die Leibeserziehung jedoch 20 und für den Deutschunterricht 27 Wochenstunden veranschlagt wurden. An den Mittelschulen für Mädchen rangierte in der 5. bis 10. Jahrgangsstufe sogar der Englischunterricht deutlich vor dem Fach Geschichte.

Vgl. Heß, Briefe, Zitat S. 263; Frick, Kampfziel, Zitat S. 10; Jäckel, Weltanschauung, S. 97 – 119; Gies, Geschichtsunterricht, S. 26 f.

Dabei handelt es sich in diesem Fall um eine Sprache, von der man nicht einmal sagen kann, daß sie eine Schulung des scharfen logischen Denkens bedeute, wie dies etwa dem Lateinischen zukommt#1929: dies etwa dem Lateinischen zukommt ersetzt durch: es etwa auf das Lateinische zutrifft.128 Daher würde es wesentlich zweckmäßiger sein, wenn man dem jungen Studierenden eine solche Sprache nur in ihren allgemeinen Umrissen, oder besser gesagt, in ihrem inneren Aufriß vermittelte, ihm also Kenntnis des hervorstechendsten#1933: hervorstechendsten ersetzt durch: hervorstechenden Wesens dieser Sprache gäbe, ihn vielleicht einführte in das Grundsätzliche ihrer Grammatik, und Aussprache, Satzbildung usw. an Musterbeispielen erörterte. Dies genügte für den allgemeinen Bedarf und wäre, weil leichter zu überblicken und zu merken, wertvoller als das heutige Einpauken der gesamten Sprache, die doch nicht wirklich beherrscht und später wieder vergessen wird.

Dabei würde auch die Gefahr vermieden, daß aus der überwältigenden Fülle des Stoffes nur einzelne zufällige, unzusammenhängende Brocken im Gedächtnis blieben, da der junge Mensch eben nur das Bemerkenswerteste zu lernen erhielte, mithin die Siebung nach Wert oder Unwert bereits vorweggenommen wäre.

Die hiedurch#1930: hiedurch ersetzt durch: hierdurch vermittelte allgemeine Grundlage dürfte den Meisten überhaupt genügen, auch fürs weitere Leben, während sie jenem anderen, der diese Sprache später wirklich braucht, die Möglichkeit gibt, auf ihr weiter zu bauen und in freier Wahl sich ihrem Erlernen gründlichst zu widmen.

Dadurch wird im Lehrplan die nötige Zeit gewonnen für körperliche Ertüchtigung, sowie für die gesteigerten Forderungen auf den vorher bereits erwähnten Gebieten.

Besonders muß eine Änderung der bisherigen Unterrichtsmethode im Geschichtsunterricht vorgenommen werden.129 Es dürfte wohl kaum ein Volk mehr an Geschichte lernen, als das deutsche; es wird aber kaum ein Volk geben, das sie schlechter anwendet als das unsere. Wenn Politik werdende Geschichte ist130, dann ist unsere geschichtliche Erziehung durch die Art unserer politischen Betätigung gerichtet. Auch hier geht es nicht an, über die jämmerlichen Ergebnisse unserer politischen Leistungen zu maulen, wenn man nicht entschlossen ist, für eine bessere Erziehung zur Politik zu sorgen. Das Ergebnis