11. Kapitel
Propaganda und Organisation

Der Parteitag der NSDAP am 3./4. Juli 1926 in Weimar beendete zahlreiche innerparteiliche Diskussionen.1 Hitler konnte seine organisatorischen und inhaltlichen Vorstellungen durchsetzen und zog sich in den folgenden Monaten nach Berchtesgaden zurück, um sein Buch abzuschließen. In den dabei entstandenen Abschnitten und Kapiteln begründet er noch einmal seine Positionen. Eines der Kapitel, die dabei bis Mitte Oktober 1926 ent­standen, ist das vorliegende.2 Es besteht, ähnlich wie Kapitel II/9, aus zwei völlig unterschiedlichen Teilen: Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit der grundsätzlichen Unterscheidung zwischen Propaganda und Organisation und den ihnen jeweils zugeordneten Aufgaben, der zweite im Wesentlichen mit der Parteigeschichte bis 1921/22. Die streckenweise sentenzartige Struktur des Texts deutet darauf hin, dass Hitler hier außerdem einzelne Gedankensplitter und verbliebene Fragmente des neunten Kapitels verwendet und diese mit seinen Ausführungen zum Konzept einer kleinen, aber kämpferischen Mitgliederpartei verknüpft haben könnte; für die NSDAP war dies im Herbst 1926 angesichts ihrer eigenen Schwäche eine vorerst alternativlose Forderung.

Eine präzise Datierung der Entstehungszeit des Kapitels ist schwierig, denn es enthält kaum aktuelle Bezüge. Hitler schreibt im ersten Teil, er habe seit dem 1. August 1921 eine »innere Reorganisation der Bewegung« vorgenommen und »dabei die Unterstützung einer Reihe ausgezeichneter Kräfte« gefunden, die er »in einem besonderen Anhange noch zu nennen für nötig halte«.3 Ein solcher Anhang ist jedoch nie in Mein Kampf erschienen.