Schufte, Schurken und Verbrecher <span class="pagenumber">[291]</span>

256 Ludendorff war ein Befürworter einer schrankenlosen Aufrüstung; nur die militärische Effizienz war für ihn von Bedeutung. Dabei nahm er keine Rücksicht auf die übergeordneten politischen Rahmenbedingungen. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg lehnte er als Chef der Aufmarschabteilung jede Unterordnung des Militärs unter die Politik ab. Infolge seiner Ernennung zum Ersten Generalquartiermeister am 29. 8. 1916 erhielt er eine fast diktatorische Machtfülle. Über Ludendorff schrieb der von 1909 bis 1917 amtierende Reichskanzler Bethmann Hollweg in seinen Betrachtungen zum Weltkriege (1919 – 1921): »Es gab kaum eine Frage der Politik, in der er für die Oberste Heeresleitung nicht alleine die Mitwirkung, sondern auch die Entscheidung verlangte.«

Vgl. Bethmann Hollweg, Betrachtungen, Teil 2, Zitat S. 47; Stein, Heeresrüstungspolitik, S. 319; Nebelin, Ludendorff, S. 283 – 341, 509 – 520. 

257 Anspielung auf eine Forderung Ludendorffs nach drei zusätzlichen Armee-Korps aus dem Jahr 1912: Um eine erfolgreiche Ausführung des Schlieffen-Plans sicherzustellen, verlangte Ludendorff, die Heeresstärke in einem »Sofortprogramm« um rund die Hälfte (300.000 Mann) zu vergrößern. Dass der Forderung in dieser extremen Form nicht entsprochen wurde, lässt sich jedoch weder auf den Reichstag noch auf Reichskanzler Bethmann Hollweg zurückführen. Ausschlaggebend war vielmehr der Widerstand von Kriegsminister Josias von Heeringen, der eine deutlich reduzierte Heeresvorlage durchsetzte, die schließlich im Reichstag zur Abstimmung kam. Die 1913 beschlossene Vergrößerung der Armee um knapp 136.000 Mann war nichtsdestoweniger die größte Heeresvorlage der deutschen Geschichte. Gegen sie opponierten im Reichstag pikanterweise nicht etwa Vertreter der politischen Linken (die SPD stimmte der Heeresvorlage zu), sondern des konservativen Lagers, da die enormen Aufstellungskosten durch eine Vermögenszuwachssteuer finanziert werden sollten, die ihren wirtschaftlichen Interessen zuwiderlief.

Vgl. Förster, Militarismus, bes.S. 247 – 296; Deist, Wilhelm II., S. 12 f.; Stein, Heeresrüstungspolitik, S. 278 – 354, 391; Nebelin, Ludendorff, S. 77 – 97.

Das Landheer hielt sich, wie schon betont, von solchen grundsätzlich falschen Gedankengängen noch zurück. Besonders der damalige Oberst im Großen Generalstab, Ludendorff, führte einen verzweifelten Kampf gegen die verbrecherische Halbheit und Schwäche, mit der der Reichstag den Lebensfragen der Nation gegenübertrat und meistens sie# 1926: meistens sie ersetzt durch: sie meistens verneinte.256 Wenn der Kampf, den dieser Offizier damals ausfocht, dennoch vergeblich war, so trug die Schuld zur einen Hälfte eben das Parlament, zur anderen aber die wenn möglich noch elendere Haltung und Schwäche des Reichskanzlers Bethmann Hollweg. Dieses hindert die Schuldigen am deutschen Zusammenbruche# 1933: Zusammenbruche ersetzt durch: Zusammenbruch jedoch nicht im geringsten, heute gerade dem die Schuld zuschieben zu wollen, der als einziger sich gegen diese Verwahrlosung der nationalen Interessen wandte.257 (Auf# 1926: wandte. (Auf ersetzt durch: wandte – auf einen Betrug mehr oder weniger kommt es eben diesen geborenen Schiebern niemals an.)# 1926: gestrichen: Klammer

Wer all die Opfer überdenkt, die durch den sträflichen Leichtsinn dieser Verantwortungslosesten der Nation aufgebürdet wurden, all die zwecklos geopferten Toten und Krüppel# 1944: Toten und Krüppel ersetzt durch: Millionen von gesunden Männern sich vor Augen führt sowie die grenzenlose Schmach und Schande, das unermeßliche Elend, das uns jetzt getroffen hat, und weiß, daß# 1937: daß ersetzt durch: das dieses alles nur kam, um einem Haufen gewissenloser Streber und Stellenjäger die Bahn frei# 1926: gestrichen: frei zu Ministerstühlen zu machen# 1926: zu machen ersetzt durch: frei zu machen;
1933: freizumachen;
1937: frei zu machen;
1939: freizumachen;
1944: frei zu machen , der wird aber auch# 1926: gestrichen: aber auch verstehen, daß man diese Kreaturen wirklich nur mit Worten wie Schuft, Schurke, Lump und Verbrecher bezeichnen kann, sonst wären der Sinn und Zweck des Vorhandenseins dieser Ausdrücke im Sprachgebrauch ja unverständlich. Denn diesen Verrätern an der Nation gegenüber ist jeder Zuhälter noch ein Ehrenmann.

Alle wirklichen Schattenseiten des alten Deutschland# 1930: Deutschland ersetzt durch: Deutschlands fielen aber eigentümlicherweise nur dann ins Auge, wenn dadurch die innere Festigkeit der Nation Schaden zu# 1926: gestrichen: zu erleiden hatte# 1926: hatte ersetzt durch: mußte . Ja in solchen Fällen wurden diese# 1930: diese ersetzt durch: die unangenehmen Wahrheiten geradezu in die breite Masse hinausgeschrien, während man sonst viele Dinge lieber schamhaft verschwieg, ja zum Teil einfach ableugnete. Dies