Vom völkischen Fühlen zum politischen Glaubensbekenntnis <span class="pagenumber">[9]</span>

28 Die von Teilen der völkischen Bewegung verfolgten Pläne für eine Einheitspartei scheiterten bereits vor dem Ersten Weltkrieg an den gravierenden weltanschaulichen und auch organisatorischen Differenzen innerhalb der Bewegung, die sich zudem mehrheitlich als außerparlamentarische Kraft verstand. Aufgrund ständiger finanzieller Schwierigkeiten, organisatorischer Defizite und zahlreicher Spaltungen blieb die politische Wirkung völkischer Parteien im Kaiserreich marginal. Der größte Erfolg gelang bei der Reichstagswahl vom 14. 6. 1893, als die Deutschsoziale Partei (1889 aus der Deutschen Antisemitischen Vereinigung hervorgegangen) und die Deutsche Reformpartei (1890 als Antisemitische Partei gegründet) zusammen 3,4 % der Stimmen auf sich vereinigten. Während der Weimarer Republik konnten völkische Parteien – abgesehen von der NSDAP – ebenfalls nur vereinzelte, regionale Achtungserfolge erzielen. Auf Reichsebene blieben sie bedeutungslos.

Vgl. Puschner, Bewegung, S. 270 – 273; Breuer, Völkischen, S. 68 – 83, 172 – 182.

der Kampffaktor, der nun#1929: gestrichen: nun der Anerkennung religiöser Grundanschauungen [die] Bresche schlägt und die Bahn freimacht#1930: freimacht ersetzt durch: frei macht.

Ohne den klar begrenzten Glauben würde die Religiosität in ihrer unklaren Vielgestaltigkeit für das menschliche Leben nicht nur wertlos sein, sondern wahrscheinlich zur allgemeinen Zerrüttung beitragen.

Ähnlich wie mit dem Begriff »religiös« verhält es sich mit der Bezeichnung »völkisch«. Auch in ihr liegen schon einzelne grundsätzliche Erkenntnisse. Sie sind jedoch, wenn auch von eminentester Bedeutung, ihrer Form nach so wenig klar bestimmt, daß sie sich über den Wert einer mehr oder minder anzuerkennenden Meinung erst dann erheben, wenn sie als Grundelemente in dem#1929: dem ersetzt durch: den Rahmen einer politischen Partei erfaßt#1929: erfaßt ersetzt durch: gefaßt werden.28 Denn die Verwirklichung weltanschauungsmäßiger Ideale und der aus ihnen abgeleiteten Forderungen erfolgt ebensowenig durch das reine Gefühl oder das innere Wollen der Menschen an sich, als etwa die Erringung der Freiheit durch die allgemeine Sehnsucht nach ihr. Nein, erst wenn der ideale Drang nach Unabhängigkeit in den Formen militärischer Machtmittel die kampfesmäßige Organisation erhält, kann der drängende Wunsch eines Volkes in herrliche Wirklichkeit umgesetzt werden.

Jede Weltanschauung, sie mag tausendmal richtig und von höchstem Nutzen für die Menschheit sein, wird so lange#1933: so lange ersetzt durch: solange für die praktische Ausgestaltung eines Völkerlebens ohne Bedeutung bleiben, bis#1929: bis ersetzt durch: als ihre Grundsätze nicht zum Panier29 einer Kampfbewegung geworden sind, die ihrerseits wieder so lange#1933: so lange ersetzt durch: solange Partei sein wird, als sich ihr Wirken nicht im Siege ihrer Ideen vollendet hat und ihre Parteidogmen nun#1929: gestrichen: nun die neuen Staatsgrundgesetze#1937: Staatsgrundgesetze ersetzt durch: Staatsgrundsätze;
1939: Staatsgrundgesetze;
1944: Staatsgrundsätze der Gemeinschaft eines Volkes bilden.

Wenn aber eine geistige Vorstellung allgemeiner Art einer kommenden Entwicklung als Fundament dienen will, dann ist die erste Voraussetzung die Schaffung unbedingter Klarheit über Wesen, Art