Die Zertrümmerung des Parlamentarismus <span class="pagenumber">[366]</span>

86 Die folgende Passage ist eine zum Teil wörtliche Übernahme von Hitlers Grundsätzlichen Richtlinien für die Neugründung der NSDAP vom 26. 2. 1925. Tatsächlich kümmerte sich Hitler jedoch kaum um organisatorische Fragen; die eigentliche Arbeit für die Reorganisation der Partei 1925/26 lag bei Gregor Straßer, der in seiner Funktion als Reichsorganisationsleiter weitgehend freie Hand hatte. Straßer gelang der Aufbau einer schlagkräftigen Parteiorganisation. Hitler vertrat dagegen die Vorstellung einer »organisch« wachsenden Organisation und konnte sich mit der zunehmenden Differenzierung der NSDAP und den ersten Ansätzen eines wirklichen Parteiapparats nicht anfreunden. So widersetzte er sich nachhaltig der Bildung einer parteieigenen Gewerkschaftsorganisation und blieb auch gegenüber dem im Februar 1926 gegründeten Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund distanziert. Wenig Interesse hatte er auch an der seit Juli 1926 existierenden Hitlerjugend sowie an einer parteieigenen Frauenorganisation. Dies änderte sich erst seit 1928/29, als mit den anwachsenden Mitgliederzahlen differenziertere Parteistrukturen unabdingbar wurden. Dennoch gingen solche Gründungen in der Regel nicht von der Parteiführung aus, sondern wurden von Einzelpersonen oder Gruppen betrieben; vor 1933 blieben sie meist Randerscheinungen. Dies galt auch für die Hitlerjugend, den 1928 in die NSDAP eingegliederten Deutschen Frauenorden, der im Oktober 1931 in der NS-Frauenschaft aufging, oder für den im April 1929 gegründeten Nationalsozialistischen Lehrerbund.

Vgl. Hitler, Reden, Bd. I, Dok. 4,  bes.S. 8 f.; Bd. V/2, Dok. 99, bes.S. 274; Hüttenberger, Gauleiter, S. 13 – 26; Kater, NS-Studentenbund, bes.S. 173 – 176; Brandenburg, Geschichte, S. 27 – 30; Kater, Frauen, S. 210 – 216; Arendt/ Hering/ Wagner (Hrsg.), Frauenpolitik, S. 40 – 50; Grüttner, Studenten, S. 20 f.; Roth, Parteikreis, S. 18 – 23; Schaller, Lehrerbund, S. 329 f.; Kershaw, Hitler, Bd. 1, S. 348 f.; Livi, Scholtz-Klink, S. 60 – 62; Kater, Hitler-Jugend, S. 15; Lehmann, Kreisleiter, S. 57 – 60; Krabbe, Anhänger, S. 84 – 86, 91 f.; Benecke (Hrsg.), Hitler-Jugend, S. 29 – 32; Ullrich, Hitler, Bd. 1, S. 236 f.

Damit ist die Bewegung aber antiparlamentarisch, und selbst ihre Beteiligung an einer solchen# 1930: solchen ersetzt durch: parlamentarischen Institution kann nur den Sinn einer Tätigkeit zu deren Zertrümmerung besitzen, zur Beseitigung einer Einrichtung, in der wir eine der schwersten Verfallserscheinungen der Menschheit zu erblicken haben.83

10.  Die Bewegung lehnt jede Stellungnahme zu Fragen, die entweder außerhalb des Rahmens ihrer politischen Arbeit liegen oder für sie als nicht von grundsätzlicher Bedeutung belanglos sind, entschieden ab. Ihre Aufgabe ist nicht die einer religiösen Reformation, sondern die einer politischen Reorganisation unseres Volkes. Sie sieht in beiden religiösen Bekenntnissen gleich wertvolle Stützen für den Bestand unseres Volkes und bekämpft deshalb diejenigen Parteien, die dieses Fundament einer sittlich religiösen# 1944: sittlich religiösen ersetzt durch: sittlich-religiösen und moralischen Festigung unseres Volkskörpers zum Instrument ihrer Parteiinteressen herabwürdigen wollen.84

Die Bewegung sieht endlich ihre Aufgabe nicht in der Wiederherstellung einer bestimmten Staatsform und im Kampfe gegen eine andere, sondern in der Schaffung derjenigen grundsätzlichen Fundamente, ohne die auf die Dauer weder Republik noch Monarchie bestehen können. Ihre Mission liegt nicht in der Begründung einer Monarchie oder der Festigung einer Republik, als vielmehr# 1926: als vielmehr ersetzt durch: sondern in der Schaffung eines germanischen Staates.

Die Frage der äußeren Ausgestaltung dieses Staates, also seine Krönung, ist nicht von grundsätzlicher Bedeutung, sondern wird nur bedingt durch Fragen praktischer Zweckmäßigkeit.85

Bei einem Volk, das erst die großen Probleme und Aufgaben seines Daseins begriffen hat, werden die Fragen äußerer Formalitäten nicht mehr zu inneren Kämpfen führen.

11.  Die Frage der inneren Organisation der Bewegung ist eine solche der Zweckmäßigkeit und nicht des Prinzips.

Die beste Organisation ist nicht diejenige, die zwischen der Führung einer Bewegung und den einzelnen Anhängern den größten, sondern diejenige, die den kleinsten Vermittlerapparat einschiebt.86 Denn die Aufgabe der Organisation ist nur# 1930: gestrichen: nur die Vermittlung einer bestimmten geistigen# 1930: gestrichen: geistigen Idee, die zunächst immer dem Kopfe eines