Vergiftet durch Gelbkreuzgas <span class="pagenumber">[213]</span>

79 Hitler kam nach seiner Verwundung (in der Nacht vom 13. /14. 10. 1918), die sein Regiment als »leicht« eingestuft hatte, über das bayerische Feldlazarett Nr. 58, das Krankenlazarett Oudenaarde und die Sammelstelle in Gent schließlich ins preußische Reservelazarett nach Pasewalk bei Stettin. Er traf dort am 21. 10. 1918 ein und wurde am 19. 11. 1918 wieder entlassen. Die Gründe für seine Erblindung sind umstritten. Dass die Augen empfindlich auf Senfgas reagieren, ist bekannt. Allerdings wird auch die These diskutiert, Hitlers Erblindung sei Folge einer Konversionsstörung gewesen – also einer Erkrankung aufgrund der psychischen Belastung, aber ohne neurologische Ursache. Da Hitlers Pasewalker Krankenakte verschollen ist, können die Ursachen von Hitlers Erblindung nicht endgültig geklärt werden.

Vgl. IfZ-Archiv, MA 1220, Zu Nr. 12: Eintrag in die »Namentliche Verlustliste« vom 16.-31. 10. 1918 und Hitlers Verwundetenblätter; BayHStA, Kriegsarchiv, 2.  Bay. Inf. Regt, I. Ersatz-Btl., 4470.  KrStR, Bd. 23, Eintrag 6620; Köpf, Erblindung; Horstmann, Hitler; Theiss-Abendroth, Behandlung; Armbruster, Behandlung. Allgemein zu neurologischen Erkrankungen im Ersten Weltkrieg: Leonhard, Büchse, S. 570 – 579.

85 Als revolutionäres Symbol tauchte die rote Farbe zum ersten Mal während der Französischen Revolution bei Jakobinermützen auf. Rote Fahnen erschienen erstmals in der französischen Julirevolution 1830, in Übernahme der roten Signalflaggen, mit denen die französische Gendarmerie anzeigte, dass nun geschossen würde. In Deutschland prägten rote Fahnen das öffentliche Erscheinungsbild der Revolutionäre von 1848/49; seit dieser Zeit galten sie als internationales Erkennungszeichen der Arbeiterbewegung. Das 1918 gegründete Zentralorgan des Spartakusbunds und anschließend der KPD trug daher den Titel Die Rote Fahne. Hitler kombinierte in seinen Ausführungen alle wesentlichen Stereotype völkischer und antisemitischer Revolutionsdeutung: Zum einen sei sie von Juden bzw. »Orientalen« initiiert worden, was auf das weitverbreitete Bild vom »asiatischen Bolschewismus« anspielte; zum anderen habe es sich bei den Revolutionären um feige und moralisch verkommene »Drückeberger« aus der Etappe gehandelt.

Vgl. Rabbow, Lexikon, S. 198 – 200; Foitzik, Intellektuellenmilieu; Anm. 38 in diesem Kapitel.

Schon einige Stunden später waren die Augen zu glühenden# 1930: zu glühenden ersetzt durch: in glühende Kohlen verwandelt; es war finster um mich geworden.79

So kam ich in das Lazarett Pasevalk# 1926: Pasevalk ersetzt durch: Pasewalk [sic!] in Pommern und dort mußte ich die größte Schandtat des Jahrhunderts miterleben.# 1930: ich die größte Schandtat des Jahrhunderts miterleben ersetzt durch: ich – die Revolution erleben! 80

Es lag etwas Unbestimmtes, aber Widerliches schon lange in der Luft. Man erzählte sich, daß# 1930: eingefügt: es in den nächsten Wochen es# 1930: gestrichen: es »los« gehe, nur# 1930: »los« gehe, nur ersetzt durch: »los« gehe – ich;
1944: »los«gehe – ich vermochte ich mir# 1930: ich mir ersetzt durch: mir nur nicht vorzustellen, was darunter zu verstehen sei. Ich dachte in erster Linie an einen Streik, ähnlich dem des Frühjahrs# 1944: Frühjahrs ersetzt durch: Frühjahres .81 Ungünstige Gerüchte kamen dauernd aus der Marine, in der es gären sollte. Allein auch dieses schien mir mehr die Ausgeburt der Phantasie einzelner Burschen als Angelegenheit größerer Massen zu sein. Im Lazarett selbst redete wohl jeder von der hoffentlich doch bald herbeieilenden Beendigung des Krieges, allein auf ein »sofort«# 1926: »sofort« ersetzt durch: »Sofort« rechnete niemand. Zeitungen aber# 1933: gestrichen: aber konnte ich nicht lesen.82

Im November nahm# 1937: nahm ersetzt durch: kam [sic!];
1939: nahm die allgemeine Spannung zu.

Da brach denn# 1930: Da brach denn ersetzt durch: Und dann brach eines Tages plötzlich und unvermittelt das Unglück herein. Matrosen kamen auf Lastkraftwagen und riefen zur Revolution auf, ein paar Judenjungen aber# 1926: gestrichen: aber waren die »Führer« in diesem nun auch hier einsetzenden# 1930: gestrichen: nun auch hier einsetzenden Kampfe# 1944: Kampfe ersetzt durch: Kampf um die »Freiheit«, »Schönheit« und »Würde«# 1926: »Freiheit«, »Schönheit« und »Würde« ersetzt durch: »Freiheit, Schönheit und Würde« 83 des Daseins unseres Volkes# 1930: des Daseins unseres Volkes ersetzt durch: unseres Volksdaseins . Keiner von ihnen war an der Front gewesen. Über# 1926: Über ersetzt durch: Auf dem [sic!] Umweg eines sogenannten »Tripperlazaretts«84 waren die drei Orientalen aus der Etappe der Heimat zurückgegeben worden. Nun zogen sie in ihr den roten Fetzen auf.85

Mir war es in der letzten Zeit etwas besser ergangen. Der bohrende Schmerz in den Augenhöhlen ließ nach; es gelang mir langsam, meine Umgebung in groben Umrissen wieder unterscheiden zu lernen; ich durfte Hoffnung hegen, wenigstens soweit# 1933: soweit ersetzt durch: so weit wieder sehend zu werden, um später irgend einem# 1937: irgend einem ersetzt durch: irgendeinem Berufe nachgehen zu können; freilich, daß ich jemals wieder zeichnen würde können, durfte ich nicht mehr hoffen; so befand ich mich immerhin auf dem Wege einer Besserung, als das Ungeheuerliche geschah.