schaft des Deutschtums in der Monarchie gelegt worden. Von diesem Augenblick an war damit aber auch der Staat selber verloren. Alles, was nun noch folgte, war nur die historische Abwicklung eines Reiches.61

Diese Auflösung zu verfolgen, war ebenso erschütternd wie lehrreich. In tausend und aber tausend Formen vollzog sich im einzelnen diese Vollstreckung eines geschichtlichen Urteils. Daß ein großer Teil der Menschen blind durch die Erscheinungen des Zerfalls wandelte, bewies nur den Willen der Götter zu Österreichs Vernichtung.

Ich will hier nicht in Einzelheiten mich verlieren, da dies nicht die Aufgabe dieses Buches ist. Ich will nur jene Vorgänge in den Kreis einer gründlicheren Betrachtung ziehen, die als immer gleichbleibende Ursachen des Verfalles von Völkern und Staaten auch für unsere heutige Zeit Bedeutung besitzen, und die endlich mithalfen, meiner politischen Denkweise die Grundlagen zu sichern.

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Unter den Einrichtungen, die am deutlichsten die Zerfressung [sic!] der österreichischen Monarchie auch dem sonst nicht mit scharfen Augen gesegneten Spießbürger aufzeigen konnten, befand sich an der Spitze diejenige, die am meisten Stärke ihr eigen nennen sollte – das Parlament oder, wie es in Österreich hieß, der Reichsrat.62

Ersichtlich war das Muster dieser Körperschaft in England, dem Lande der klassischen »Demokratie«, gelegen. Von dort übernahm man die ganze beglückende Anordnung und setzte sie so unverändert als# 1944: als ersetzt durch: wie möglich nach Wien.

Im Abgeordneten- und Herrenhaus feierte das englische Zweikammersystem seine Wiederauferstehung. Nur die »Häuser« selber waren etwas verschieden. Als Barry einst seinen Parlamentspalast aus den Fluten der Themse herauswachsen ließ, da griff er in die Geschichte des britischen Weltreichs hinein und holte sich aus ihr den Schmuck für die 1200 Nischen, Konsolen und Säulen seines Prachtbaues heraus. In Bildwerk und Malerkunst wurde so das Haus der Lords und des Volkes zum Ruhmestempel der Nation.63

Hier kam die erste Schwierigkeit für Wien. Denn als der Däne Hansen die letzten Giebel am Marmorhaus der neuen Volksvertre-